Nach der Präsentation des 8. Jugendforums Stadtentwicklung nimmt sich Anke Brummer-Kohler, Abteilungsleiterin für Stadtentwicklung, Wohnen und Öffentliches Baurecht im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, noch die Zeit für ein Gespräch mit politikorange.
Frau Brummer-Kohler, wieso beschäftigen Sie sich innerhalb des Themas Stadtentwicklung überhaupt mit Geflüchteten?
Flüchtlinge kommen derzeit in großer Zahl in unsere Städte. Flüchtlinge brauchen Wohnraum, Flüchtlinge brauchen auch Räume wo sie sich gemeinsam mit der heimischen Bevölkerung treffen und austauschen können. Durch die Schaffung von neuem Wohnraum werden sich die Städte verändern. Veränderungen werden sich in den verschiedenen Kulturen in Deutschland ergeben. Und wir hoffen, dass es die Gesellschaft bereichern wird, wenn die Integration gut verläuft. Wir müssen die Flüchtlinge in die verschiedensten gesellschaftlichen Bereiche mit hineinnehmen. Das bringt sicherlich auch viele andere Aspekte auf die Agenda. Wir hoffen für die Flüchtlinge, die aus einer Not heraus nach Deutschland gekommen sind, dass wir ihnen hier eine gute neue Heimat geben können.
Können Sie uns erläutern, welche Besonderheit der Blick hat, den die Jugendlichen mit in das Jugendforum bringen?
Ich habe durchgängig eine große Aufgeschlossenheit gegenüber den ankommenden Flüchtlingen bei den Beiträgen der Jugendlichen gehört. Da gab es überhaupt keine Zweifel daran, dass wir es schaffen können, für die Flüchtlinge Wohnraum zu schaffen, sie zu integrieren, sie mit der hiesigen Gesellschaft zusammenzubringen. Die Jugendlichen haben ein ganz großes Problembewusstsein und das finde ich persönlich sehr gut. Sie akzeptieren, dass es auch Menschen gibt, denen diese Flüchtlingsströme Angst machen – ganz ohne Schwarz-Weiß-Malerei. Sie haben erkannt, dass wir bestehende Vorbehalte gegenüber Flüchtlingen nur dann auflösen können, wenn wir mit Transparenz darangehen und die Bürgerinnen und Bürger beteiligen und sie informieren, sie mit den Flüchtlingen in Kontakt bringen. Die Flüchtlinge dürfen keine Fremden bleiben. Denn wenn wir von ihnen hören, was diese Menschen an Leid erfahren haben und wenn wir merken, welche Qualitäten sie für die Weiterentwicklung der Dorfgemeinschaft oder des Quartiers mitbringen, können wir einen großen Schritt zur erfolgreichen Integration gehen.
Wie geht es jetzt weiter? Was können Sie mit den Anregungen der Jugendlichen anfangen?
Wir haben im Bundesbauministerium ein breites Themen- und Förderspektrum. Wir werden sicher auch dabei das Thema Flüchtlinge und deren Integration berücksichtigen. Es ist mir wichtig, dass wir das Thema Flüchtlinge nicht nur allein in Bezug auf die Unterbringung sehen, sondern alle Aspekte der Stadtentwicklung von Wohnen bis Arbeiten, Schule, Freizeit und Kultur mitbetrachten.
Wir wollen die vielen konkreten Ideen, die hier aufgekommen sind, einfließen lassen in unsere laufenden Diskussionen, die wir mit den Kommunen, den Ländern, mit vielen Planerinnnen und Planern, Architektinnen und Architekten, anderen Ministerien und weiteren führen. Das Jugendforum Stadtentwicklung findet hier genau zu einer Zeit statt, zu der unsere Diskussionen noch nicht abgeschlossen sind, und stellt insofern für uns eine ganz wichtige Bereicherung dar.