Die Jugendpolitiktage 2023 sind in vollem Gange – auch Olaf Scholz war da und führte einen Dialog mit den Teilnehmer*innen.
Aufgeregtes Flüstern, ungeduldiges Getuschel, ein nervöses Lachen… und auf einmal geht alles ganz schnell: Olaf Scholz biegt um die Ecke um der Politikorange Redaktion einen Besuch abzustatten. Im ersten Moment ist die Anzahl der ihn begleitenden Personen und der vielen Kameras überwältigend, die Situation ist gestellt und überall blitzt und klickt es, doch dann setzt der Bundeskanzler sich mit einem lockeren Spruch an unseren Tisch und das Eis ist gebrochen. Wir erklären ihm ein wenig unsere Arbeit, dann ist es an uns, das Gespräch zu leiten. Zunächst werden vor allem privatere Themen angesprochen. Es geht um seinen Weg in die Politik, seine Anfänge als Schülersprecher und seinen Eintritt in die SPD mit 17 Jahren. Ob er aufgeregt sei, heute vor so vielen Jugendlichen zu sprechen, diese Frage beantwortet er ganz klar mit nein. So wirkt es auch nicht, eher als ob er sich auf die JugendPolitikTage und den Austausch mit den jungen Menschen freue.
Dann werden die Fragen langsam politisch. Ob zum Thema Klimawandel, Jugendbeteiligung oder Digitalisierung an Schulen, jede Frage wird wohl überlegt beantwortet. Auch die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Lisa Paus, schaut vorbei und setzt sich an unseren Tisch. Zunächst wirkt es als hätte sie vor nur für ein Foto zu pausieren, doch dann ist auch sie zum Gespräch bereit und beantwortet unsere Fragen. Anschließend wird noch schnell ein Gruppenfoto mit allen gemacht, Scholz und Paus in der Mitte, dann wird der Bundeskanzler von ungefähr 40 Personen zum Auditorium begleitet, wo er zum Jugendpolitischen Dialog erwartet wird.
Die Stimmung im Auditorium ist gut. Die Moderation sorgt für eine ausgelassene und lockere Atmosphäre und spielt mit Herrn Scholz eine Runde „Entweder Oder“. Netflix oder Kino? Disney+ oder Arte? Kabinettsitzung oder Jugendpolitiktage? Olaf Scholz sorgt mit seinen Antworten für den ein oder anderen Lacher. Als er die Frage „Berlin oder Hamburg?“ souverän mit letzterem beantwortet, wird gejubelt und gegrölt – scheinbar sind viele der Teilnehmer*innen aus der Hansestadt angereist.
Als der Dialog eröffnet wird, stürmen die Teilnehmer*innen zu den Mikrofonen. Jede*r möchte seine Frage an den Bundeskanzler stellen, jede*r möchte gehört werden und mitteilen, was ihm/ihr auf der Seele brennt. Themen gibt es viele: Klimaschutz, Inklusion, Immigration, Gleichberechtigung, … Die Liste ist schier endlos, die Zeit begrenzt. Trotzdem nimmt der Kanzler sich Zeit für seine Beiträge und versucht die Fragen zufriedenstellend zu beantworten. Allerdings gelingt ihm das nicht immer. Die Jugendlichen fordern Klarheit und Transparenz, er solle nicht „um den heißen Brei herumreden“, es gibt Zwischenrufe und Kopfschütteln. Kurze, prägnante Fragen von Seiten der Teilnehmer*innen werden mit Jubel unterstützt. So gut es eben möglich ist wird diskutiert, kommentiert und nachgefragt. Der Bundeskanzler bleibt souverän und betont die Notwendigkeit von Meinungsverschiedenheiten innerhalb einer funktionierenden Demokratie.
Nach einigen Fragen ist die Zeit schließlich rum. Die Moderator*innen spielen noch eine Runde „Entweder Oder“, diesmal mit Fragen wie „70er oder 2000er?“ und „Frühaufsteher oder Langschläfer?“. Dann bedankt und verabschiedet sich der Bundeskanzler, geht gefolgt von seinem Team hinter die Bühne und ist weg.
Die Impressionen der Jugendlichen sind gemischt. Die Moderatoren fragen nach einer „Google Bewertung von 1 bis 5 Sternen“ – die meisten wählen mit der 3 die sichere Mitte. Viele loben seine Redegewandtheit und Empathie, andere hätten sich handfestere Aussagen gewünscht.
Trotzdem sind sich viele einig: Es war ein Erlebnis, dem Kanzler persönlich zu begegnen und ihm zumindest einen Eindruck von dem zu vermitteln, was die Jugend sich wünscht. Ein Kanzler der den Jugendlichen zuhört und ihnen eine Stimme geben will – lobenswert und notwendig. Was von den Forderungen dann tatsächlich umgesetzt wird bleibt jedoch abzuwarten.
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Der Artikel hat mir gut gefallen. Informativ und „locker, flockig“.