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Bild: Pixabay
Thüringen ist einmalig. Es ist das einzige Bundesland, das jemals einen linken Ministerpräsidenten hatte. Es ist auch das erste Land, in dem die AfD Landtagswahlen gewann. Es ist das Land, in dem ich lebe. Die politische Entwicklung bedrückt mich. Der Thüringer Journalist Martin Debes schuf das Narrativ, Thüringen sei das „Land der Extreme.“ Es fordere die Demokratie heraus. Mit Thüringen verbinde ich Kindheitserinnerungen, Familie und Heimat. Andere denken an Bratwurst und Klöße. Leider kommt, wenn man an das kleine Land im Herzen Deutschlands, auch die AfD und Höcke in den Sinn.
Es begann mir peinlich zu werden, zu offenbaren, im gleichen Land wie der Mann zu leben, der Nazi-Parolen propagandiert und seine Partei die meisten Stimmen bekommt. In Thüringen saßen einst die Nazis als erstes in der Landesregierung. Der AfD-Chef darf legal als Nazi bezeichnet werden. Während die SPD seit mehr als 100 Jahren keinen einzigen Parteitag in Thüringen abhielt, trifft sich die AfD hier regelmäßig. Genau wie ihre gesichert rechtsextreme Parteijugend. Rechtsextreme haben den Begriff Heimat für ihre Zwecke vereinnahmt. Sie betreiben Populismus und schüren Fremdenhass.
Ich sehe meine “Heimat” nicht von Menschen bedroht, die hergekommen sind, um Schutz vor Hass und Hetze zu finden, sondern, solchen wie Höcke, die sich hier einnisten und Hetze verbreiten. Der Rechtsruck ist kein Problem, dass nur Thüringen betrifft. Die politische Entwicklung weltweit ist besorgniserregend. Beim Blick auf Deutschland- hängt über der ganzen Bundesrepublik ein blauer Schleier. Die Umfragewerte der AfD könnten nicht besser sein. Es liegt an uns Verfassungsfeinden, nicht das Feld zu überlassen. Was es jetzt braucht, ist die Zivilgesellschaft, die sich für die Demokratie einsetzt und unsere Werte schützt.