12 Uhr, Wahlsonntag im Münchener Gärtnerplatzviertel: Reka Molnar bestellt eine große Spezi und einen Kakao. Hinter der 23-Jährigen liegen turbulente und aufregende Monate. Die gebürtige Rosenheimerin wurde im April zur Juso-Vorsitzenden Bayerns gewählt und steht somit dem zweitgrößten Jugendlandesverband der SPD vor. Die letzten Wochen war Reka mit einem Wahlkampfmobil im ganzen Freistaat unterwegs, um mit Bürger*innen ins Gespräch zu kommen und möglichst viele von Ihnen zu einer Stimme für die SPD zu überzeugen. Im Gespräch mit politikorange-Redakteur Tim Schellenbach schaut Reka auf die letzten Monate zurück, schildert ihre persönlichen Highlights und spricht über unangenehme Momente im Straßenwahlkampf.
politikorange: Hallo Reka, vielen Dank, dass du dir heute trotz des stressigen Wahltags Zeit für ein Gespräch nimmst. Wie geht es dir?
Reka Molnar: Ich bin erschöpft, aber auch gespannt. Hinter uns liegen zehn Woche heiße Wahlkampfphase und über anderthalb Jahre Vorbereitung auf den Wahlkampf. Heute ist der große Tag, wo es drauf ankommt und wir warten gespannt darauf, ob es für unsere Jusos reicht, in das Parlament einzuziehen.
Als Juso-Vorsitzende bedeutet der Wahlkampf für dich viel Arbeit und Stress. Kannst du uns einen Einblick in die letzten Wochen des Wahlkampfs geben?
Ich war die letzten Wochen kein einziges Wochenende zu Hause, sondern immer auf Tour. Anfang August haben wir unsere Bustour gestartet. Mit dem Wahlkampfmobil sind wir durch ganz Bayern gefahren und haben über 40 Juso-Kandierende besucht. Da hängt viel Planung dran.
Gestern ist der Wahlkampf geendet. Wie war der Endspurt für euch und für dich persönlich?
Wir haben in den letzten Tagen nochmal Unterstützung aus dem Landesvorstand und von hergereisten NRW-Jusos erhalten. Das war dann nochmal eine extra Motivation. Gestern Abend, nachdem wir uns alle nach einem gemeinsamen Ausklang verbabschiedet haben, waren wir erleichtert. Ich bin stolz auf das, was wir geschafft haben, das war eine Teamleistung mit allen Mitgliedern. Wir haben uns alle reingehängt und aufgeopfert in den letzten zehn Wochen.
In den letzten Wochen gab es im Wahlkampf Ereignisse wie den Steinwurf auf Katharina Schulze und den Vorfall um Tino Chrupalla bei einem Auftritt in Ingolstadt. Expert*innen sprechen davon, dass die der Kampf unter den Parteien sowie die Rhetorik untereinander zunehmend verroht. Hast du eine Radikalisierung im Wahlkampf wahrgenommen?
Wir waren zum Wahlkampfwochenende in Straubing und haben gemerkt, dass der Ton insgesamt rauer wird. Wir wurden stark angepöbelt und hätten fast die Polizei gerufen. Bereits beim Aufbauen des Standes wurden wir angepöbelt, später kam die gleiche Gruppe mit insgesamt 15 Leuten nochmal wieder. Das war schon eine brenzlige Situation. Das, was die Leute trauen, einem ins Gesicht zu sagen, hat zugenommen. Auch die Verunglimpfungen durch die AfD sind stark angestiegen.
Hast du, nachdem du von den Vorfällen gehört hast, auch etwas wie Angst vor deinen eigenen Auftritten gespürt?
Die Situation bei uns in Bayern ist, wenn man auf andere Bundesländer schaut, vergleichsweise friedlich, auch wenn es krasser geworden ist als in den vergangenen Jahren. Die Genossen*innen dort gehen auch weiter auf die Straße, und werden viel stärker angefeindet – das ist beeindruckend und macht auch uns Mut. Ich werde immer weiter auf die Straße gehen und den Rechten niemals das Feld überlassen.
Gab es Rückschläge im Wahlkampf? Hast du auch negative Erfahrungen im Wahlkampf gemacht?
Natürlich läuft nicht alles glatt. Flyer kommen nicht pünktlich an, der Bus musste abgeschleppt werden und an manchen Wochenenden schüttet es die ganze Zeit. Der größte Rückschlag aber ist, wenn Jusos ihre Listenplätze nicht bekommen, weil sie von ihrer eigenen Partei ausgebremst werden.
Was war dein persönliches Highlight?
Das Bundesunterstützungswochenende war sicherlich ein Highlight, da man viel Unterstützung und positives Feedback erhalten hat. Auch Eisverteilungen an Seen waren ein großes Highlight, da war die angenehmste Atmosphäre. Mit Eis und Flyer wurde am wenigsten gepöbelt und zwischen den Touren kann man ins Wasser springen.
Seit April 2023 bist du Vorsitzende des zweitgrößten Juso-Landesverbandes. Wie sieht deine persönliche Bilanz des Wahlkampfes aus?
Mit unserem Juso-Wahlkampf bin ich sehr zufrieden. Wenn man die Ebene der Bayern-SPD betrachtet, gibt es Probleme, die wir klar adressieren. Die Landesspitze hat sich für eine falsche Ausrichtung entschieden und die Mitglieder zu wenig eingebunden. Es bleiben Fragen: Wofür steht die Bayern-SPD? Warum schaffen wir es nicht bei den Leuten anzukommen? Was ist die Vision der Bayern-SPD?
Zur Person:
Reka Molnar (23) ist seit April 2023 Landesvorsitzende der Jungsozialist*innen Bayern. Die Jungsozialist*innen, auch Jusos genannt, sind die Jugendorganisation der SPD. Reka ist bereits seit 2017 für die Jusos aktiv. Ihre politischen Themenschwerpunkte ist die sozial-ökonomische Transformation und die Zusammenarbeit zwischen den Jusos und der SPD in Bayern. Sie studiert Sportmanagement und spielt in ihrer Freizeit Fußball.