„Sagt Eure Meinung: laut und fordernd!“

Lukas Schlapp ist diesjähriger Jugenddelegierter für die Vereinten Nationen und vertritt Deutschland bei der Generalversammlung in New York. Leider konnte er persönlich nicht an der Konferenz teilnehmen, wir hatten jedoch am Telefon die Gelegenheit, mit ihm über Jugendgerechtigkeit zu sprechen. 

 

  • Lukas, du bist UN-Jugenddelegierter. Was bedeutet das eigentlich? 

Lukas Schlapp: Als UN-Jugenddelegierter vertrete ich die in Deutschland lebende Jugend bei der Generalversammlung in New York und bei der Sozialentwicklungskommission. Zusammen mit der zweiten UN-Jugenddelegierten Antonia mache ich zunächst eine Deutschlandtour zwischen Mai und September. Dabei besuchen wir verschiedene Jugendgruppen und reden mit ihnen über die Vereinten Nationen und Jugendpartizipation. Zusammen erarbeiten wir dann interaktiv Forderungen, die wir nach New York mitnehmen können. Das Programm machen wir ein Jahr lang, es wird vom Deutschen Nationalkomitee für internationale Jugendarbeit und der Deutschen Gesellschaft für Vereinte Nationen getragen.

Wie bist du dazu gekommen? Warst du früher schon engagiert? 

Ich bin langjähriges Parteimitglied bei der SPD und auch bei den Jusos aktiv. Während meines FSJs in Frankfurt war ich der Hessische Freiwilligenvertreter. Auch in meiner Schulzeit war ich als Klasspen- und Schülersprecher aktiv. Im November 2016 habe ich dann die damaligen UN-Jugenddelegierten auf einer Konferenz kennen gelernt und die Aufgaben bewundert. Damals dachte ich mir, dass ich mit meinen bisherigen Erfahrungen dieses Amt auch gut ausführen könnte und habe mich schließlich beworben. 

Wir sprechen auf der Jugendkonferenz über Jugendgerechtigkeit. Wie stellst du dir denn eine jugendgerechte Gesellschaft vor? 

Ich stelle mir eine jugendgerechte Gesellschaft so vor, dass Jugendliche viel mehr in Entscheidungsprozesse, vor allem in politische, miteinbezogen werden. Dabei ist vor allem wichtig, dass man zwei Sachen beachtet: Zunächst, dass Jugend langfristig von Entscheidungen betroffen ist, zum Beispiel beim Thema Arbeitsmarkt. Wir sind zwar zum Teil noch nicht im Berufsleben angekommen, dennoch ist das ein Bereich, der uns in naher Zukunft und für lange Zeit betrifft. Zweitens sollte man bei dem Begriff Jugend nicht an eine homogene Gruppe denken, sondern bedenken, dass es ganz verschiedene Jugendliche gibt. Alle sollten in die Partizipationsprozesse miteinbezogen werde.

Was wünscht du dir von der Politik, um die Gesellschaft jugendgerechter zu gestalten? 

Ich wünsche mir, dass es die Teilhabe und die Beteiligungsformate, die es bislang schon gibt, strukturell besser verankert werden. Ministerien und Regierungen müssen dafür sorgen, dass diese Möglichkeiten und Strukturen weiterhin gefördert werden und dass keine Parallelprozesse auftreten. Es gibt zum Beispiel Stadtjugendräte, die als Parallelprozesse laufen und gar keinen wirklichen Einfluss auf die Realpolitik ausüben können, sondern parallel zur ‚richtigen‘ Politik ablaufen. Es wäre es wichtig, dies zu ändern!

Jetzt hast du schon Jugendrätinnen und Jugendräte angesprochen. Was ist dir an Beteiligungsformen wichtig? 

Jugendparteien! Die Politik in Deutschland funktioniert über Parteien, daher kann man in Jugendparteien viel eigene Meinung in die Parteien einbringen und diese auch mitgestalten. Aber auch in alltäglichen Dingen kann man sich einbringen: in der Schülervertretung der Schule oder in der Uni-Fachschaft. Teilhabe funktioniert auch in alltäglichen Lebensbereichen außerhalb der Politik.

Wir haben jetzt über Anforderungen an die Politik gesprochen. Was wünscht du dir von den Jugendlichen? 

Von den Jugendlichen  wünsche ich mir mehr Mut und vor allem mehr Mut dazu, die eigene Meinung laut und fordernd auszusprechen. Es wird nicht immer so sein, dass jede Entscheidung immer zugunsten von Jugendlichen getroffen wird. Dennoch sollte man seine Meinung aussprechen. Und die Jugendlichen, die sich bereits einbringen, sollten sich auch dafür einsetzen, dass Personen, die sich momentan noch nicht einbringen in solche Strukturen mit eingeschlossen werden. 

Was möchtest Du Jugendlichen mit auf den Weg geben? 

Ich finde es toll, wenn Jugendliche auf kommunaler und bundesweiter Ebene aktiv sind, aber als UN-Jugenddelegierter freue ich mich auch, wenn Jugendliche an den internationalen Kontext denken. Sie können sich auch international vernetzen und global an einer nachhaltigen Entwicklung mitwirken. Ich möchte auch Jugendliche ermutigen, bei Austauschen international  mitzumachen und sich weltweit zu vernetzen.

Danke für das Interview!

Lukas konnte persönlich leider nicht am Forum teilnehmen. Wenn Ihr noch Anregungen, Forderungen  und Wünsche habt, die Lukas nach New York zur Generalversammlung der UN mitnehmen soll, schreibt ihm bei Facebook, Instagram oder via Mail (lukas@jugenddelegierte.de). Zwischen November und Januar findet zudem noch eine kleinere Deutschlandtour statt – in diesem Zeitraum könnt ihr Lukas und Antonia auch gerne einladen, um gemeinsam zu diskutieren.

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