Vor drei Jahren wurde in Deutschland die Ehe für alle eingeführt – ein großer Schritt Richtung Gleichberechtigung. Häufig hört man, dass unsere Gesellschaft mittlerweile viel offener ist. Offener für Diversity. Lea Schneider, Larissa Wollmann und Lisa-Marie Fritsche haben mehrere Jugendliche aus der LGBTIQ*-Community gefragt, ob sie denken, dass man sich 2020 überhaupt noch outen muss.
Till (18)
„Man muss gar nichts. Aber ich glaube auch heute herrscht noch die Erwartung vor, dass jede*r cis und hetero ist. Und deswegen kann sich ein Coming-out selbst 2020 noch befreiend anfühlen – solange es eben selbstbestimmt ist.“
Lukas (17)
„Ich finde, dass man sich in so einer modernen Zeit nicht mehr outen muss. Ist doch egal, wen oder was man liebt und eigentlich geht es auch keinen was an.“
Victoria (18)
„Ich habe das Glück, in einem sozialen Milieu zu leben, in welchem nicht in Frage gestellt oder es für komisch empfunden wird, wenn man von einer gleichgeschlechtlichen Person schwärmt. Dieses Glück teilt allerdings nicht jede*r meiner Freund*innen, weshalb ich sagen würde, dass nicht der Zeitgeist mein Coming-out überflüssig machte, sondern mein soziales Umfeld.“
Eylem (19)
„Ich persönlich hatte die große Freiheit, mich nicht outen zu müssen, weil in meinem speziellen Umfeld nicht von mir erwartet wurde, meine Sexualität zu erklären. Weder meine Eltern, noch meine Freund*innen haben bezogen auf mich und meine Sexualität irgendwelche Vorannahmen gemacht. Ob und wie ich über meine Sexualität sprechen will, war immer meine Entscheidung.“
Lea (18)
„Leider ja. Heteronormative Standards sind immer noch viel zu verankert, als dass man sich einfach als queere Person identifizieren kann – ohne es zumindest den Personen im engsten Umfeld mitzuteilen. Klar, es ist nicht unbedingt “nötig”, aber viele queere Personen möchten nicht tagtäglich als hetero/cis Person gelesen und behandelt werden.“
Latan [Name von der Redaktion geändert] (17)
„Also wenn wir nur über die „deutsche“ Gesellschaft reden, dann finde ich ein Coming-out überbewertet und unnötig. Es gibt viele Menschen, die LGBTIQ* akzeptieren, und nur wenige, die ein Problem damit haben und das auch zeigen. Im Gegensatz dazu werde ich mich nie bei meiner kurdischen Familie outen, weil das ziemlich schief gehen würde. Ich hoffe, dass die nie mitbekommen, dass ich schwul bin.“