Wenn junge Menschen auf die Straße gehen, sind sie auch angewiesen auf die Berichterstattung über ihren Protest. Allerdings richten sich die Medien auf ein Publikum mittleren und höheren Alters – und das ist ein Problem. Ein Kommentar von Sophia Abegg.
Auf einem Demo-Plakat steht geschrieben: “Warum für die Zukunft lernen, wenn ihr sie zerstört?”. Foto: Jugendpresse Deutschland e.V./Moritz Heck
Die britische Tageszeitung „The Guardian“ hat vor Kurzem eine Recherche veröffentlicht, die eine neue Dimension in der Debatte um die Klimaproteste junger Menschen eröffnet hat. Der „Guardian“ kritisiert darin zwar vor allem die strafrechtliche Verfolgung friedlicher Proteste als staatliche Einschüchterung, allerdings lässt sich die problematisierte Taktik in Teilen auch auf die mediale Rezeption von Protesten junger Menschen übertragen.
Denn was mit „Fridays for Future“ 2019 begann, wird 2023 mit der selbsternannten „Letzten Generation“ fortgeführt: Die politische Stimme junger Menschen wird von der Darstellung ihres Protestes in einigen Medien dominiert. Diese sind allerdings auf ein Publikum mittleren und höheren Alters zugeschnitten – und das ist ein Problem.
Wie sehr einige Medien die politischen Anliegen junger Menschen verzerren, zeigt sich besonders deutlich bei der Berichterstattung über Protestbewegungen. Denn die Redaktione n thematisieren dabei zum Teil nicht etwa den eigentlichen Zweck der Proteste. Vielmehr machen sie den Protest junger Menschen zum Objekt oberflächlicher Abhandlungen über die gewählte Protestform. Wenn die Überschriften nicht mehr „Schüler streiken fürs Klima“ heißen, sondern „Sollen Schüler während des Unterrichts demonstrieren?“, kommt die Berichterstattung an einen kritischen Punkt. Schließlich missachten die betreffenden Journalist*innen damit die Verzweiflung der jungen Generation und setzen die Debatte um ein gesellschaftlich relevantes Thema auf die Ebene der Banalität herab.
Natürlich gehört es zur Aufgabe der Journalist*innen, das Zeitgeschehen zu durchleuchten und auch kritisch zu hinterfragen. Trotzdem würde es der Demokratie gut tun, wenn einige Medien ihre Rolle als Kontrollorgan noch stärker selbst reflektieren würden. In Anbetracht der medialen Kritik an den Strukturen der „Fridays for Future“-Bewegung zu ihren Anfangszeiten oder der selbsternannten „Letzten Generation” seit Beginn dieses Jahres, ist es von größter Bedeutung, dass Medien ihre Verantwortung gegenüber der jungen Generation gerecht werden. Jugendliche haben ihm Vergleich zu älteren Generationen nur wenig Möglichkeiten zur direkten politischen Partizipation. Deshalb ist es äußerst notwendig, dass Medien mit ihrer Berichterstattung jungen Menschen keine weiteren Hürden auf dem Weg zur politischen Teilhabe setzen, indem sie deren Forderungen in einem solchen Stil übergehen.
Anstatt die Protestierenden in einen Teufelskreis aus Aufmerksamkeit in Abhängigkeit zur Schlagzeilenreife der Protestaktionen zu verwickeln, sollten Medien eher vermitteln – und zwar nicht nur zwischen Politiker*innen und der Öffentlichkeit, sondern stärker auch zwischen den Generationen. Die teilweise einseitig perspektivierte Berichterstattung von Alt zu Alt, und auch von Jung zu Jung hat ausgedient. Stattdessen ist es Zeit für den gewagten, aber lohnenden Sprung in den Austausch von Alt zu Jung und Jung zu Alt.
Junge Menschen brauchen Plattformen, auf denen sie ihre Themen nicht nur mit Gleichaltrigen austauschen, sondern gezielt älteren Generationen nahebringen. Eine Möglichkeit wären neue Formate, in denen junge Menschen ihre Anliegen vortragen können. Gleichzeitig könnten Redaktionen die Meinungen und Themen junger Menschen stärker in bereits bestehende Formate einbinden. So kann sich die Berichterstattung von der Bevormundung junger Menschen lösen und ihren Teil zur demokratischen Ermächtigung junger Generationen beitragen. Gleichzeitig wäre es ein Startschuss für einen gegenseitigen Lern- und Lehrprozess, der für die gesamte Gesellschaft von Vorteil wäre.
Disclaimer: Der Beitrag spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin wider und nicht die der Projektpartner*innen des Jugendmedienworkshops im Deutschen Bundestag 2023 (Jugendpresse e.V., Bundeszentrale für politische Bildung, Deutscher Bundestag).
Die AG 7 „Beteiligung über die Kommune hinaus- wie kann Jugendpartizipation bundesweit funktionieren?“ erarbeitete am Freitag und Samstag im Bezug auf bundesweite Jugendbeteiligung Handlungsempfehlungen für die Bundesregierung. Diese sollen in den Nationalen Aktionsplan (NAP) für mehr Jugendbeteiligung mit aufgenommen werden.
AG-Teilnehmerin. Foto: Jugendpresse Deutschland e.V./ Joscha F. Westerkamp
Geleitet wurde die AG „Beteiligung über die Kommune hinaus- wie kann Jugendpartizipation bundesweit funktionieren?“ von Maia Areerasd. Sie ist Schülerin und stellvertretende Vorsitzende der Bundeskonferenz der Landesverbände der Jugendbeteiligungsgremien. Nach einer kleinen Vorstellungsrunde beschäftigte sich die AG eingangs mit der Frage, wie gute Jugendbeteiligung aussieht. Diese wurde anschließend den Qualitätsstandards des Bundesregierung gegenübergestellt. Später diskutierte die AG die Rechtsgrundlage der Länder in Bezug auf Jugendbeteiligung, die bestehenden Angebote zur Jugendpartizipation wurden in Gruppenarbeiten mit weiteren Beteiligungsmöglichkeiten ergänzt. Zum Schluss erarbeitete die Gruppe Handlungsempfehlungen für die Bundesregierung um eine gelungene Jugendpartizipation Gewährlisten zu können.
Was macht gute Jugendbeteiligung aus?
Für die Demokratie von Morgen ist es wichtig, dass sich Jugendliche bereits in jungen Jahren für Ehrenämter und Beteiligungsformen interessieren. Damit möglichst viele Kinder und Jugendliche die Möglichkeit haben, sich ehrenamtlich zu engagieren, sind sich die AG-Teilnehmenden einig, dass es zunächst eine Voraussetzung ist, als Jugendlicher über Beteiligungsangebote und Inhalte informiert zu werden. Die Informationen sollen daher möglichst transparent vermittelt werden und der Informationszugang soll für alle möglichst verständlich, also niedrigschwellig sein. Es ist außerdem wichtig, dass die bürokratische Hürde hierfür abgebaut werden und die sachliche Sprache an die Jugend angepasst wird.
Engagement sollte kein Privileg sein und nicht nur in elitären Kreisen kursieren. Um das Interesse in allen Kreisen zu wecken, ist es sinnvoll, die Distanz zur Politik durch Bildungsveranstaltungen und durch direkten Kontakt mit politisch agierenden Personen abzubauen.
Um Jugendpartizipation generell noch mehr zu fördern, sollen Jugendgremien und Kinder- und Jugendparlamente mehr Entscheidungsmacht bekommen. Außerdem sollen die Ergebnisse mehr Anerkennung und Ernstnahme bei Entscheidungsträgern finden, auch auf bundesweiter Ebene – so der allgemeine Wunsch der Arbeitsgruppe.
Welche Handlungsempfehlungen für die Bundesregierung wurden erarbeitet?
Im Bezug auf die Förderung der bundesweiten Jugendpartizipation empfiehlt die AG 7 die Schaffung einer bundes- und europaweiten Vernetzungs- und/ oder Beteiligungsplattform, welche für alle Jugendlichen verständlich und zugänglich ist. Diese muss barrierefrei, verständlich und zielgerichtet aufgebaut sein. Repräsentative Selbstvertretungen der Jugendlichen sollen in beratender Funktion in den Verfassungsorganen sowie Ministerien (ausgenommen dem Bundesverfassungsgericht und dem Bundespräsidenten) mit einbezogen werden. Ergebnisse sollen mittels eines jährlichen Berichts veröffentlicht werden.
Für jede staatliche Publikation, die junge Menschen betrifft, soll zudem auf Niedrigschwelligkeit der textlichen, bildlichen und wörtlichen Gestaltung geachtet werden, damit Inhalte für Jugendliche sowohl verständlich als auch attraktiv sind. Damit das Angebot von Politik jugendgerecht nahegelegt werden kann, empfehlen die Teilnehmenden der AG außerschulische und schulische Informationsveranstaltungen sowie die Präsenz auf Sozialen Medien. Als offenes Beteiligungsformat soll ein jährliches Planspiel im Bundestag für Jugendliche im Alter von 12-27 Jahren stattfinden, in welchem das Tagesgeschäft der Bundespolitik simuliert wird. Via Los oder mittels eines Auswahlverfahrens wird jungen Menschen aus ganz Deutschland die Teilnahme ermöglicht.
Auf Landes- sowie Bundesebene soll zudem ein Jugendpetitionsrecht entstehen. Das Unterzeichnen soll ab 14 bis 28 Jahren ermöglicht werden, wobei die Mindestanzahl der Unterschriften bei 5000 liegt und nicht unterschritten werden darf.
Die Letzte Forderung der Teilnehmenden ist, hingehend einer generationsgerechten Gesellschaft, die Sicherung eines Rechts zur Beteiligung für Jugendliche im Grundgesetz.
Welche Möglichkeiten der Jugendbeteiligung gibt es bereits?
Auf Kreisebene gibt es nur eingeschränkte Möglichkeiten sich als junger Mensch einzubringen, da es wenig feste Beteiligungsformate gibt. So kann sich aber bspw. in Klima- und Umweltschutzprojekten beteiligt werden oder in Demokratiefördernden Projekten wie Demokratie leben! und in Kreisjugendparlamenten.
Da die Grundlagen für Jugendpartizipation in Kommunen auf der Landes- und Bundesebene getroffen werden, ist es sinnvoll Jugendlichen auch hier eine Stimme zu geben und diese zu erhören. Foto: Jugendpresse Deutschland e.V./ Moritz Heck
Die Beteiligungsmöglichekiten auf Landesebene sind da schon zahlreicher. Hier kann man sich in Landesjugendringen, Landesschülervertretungen, im Jugendlandrat oder auch in Dachverbänden (Zusammenschlüsse von mehreren Vereinen) einbringen. Es gibt auch die Option, an der Akademie für Kinder-und Jugendparlamente (KiJuPas) teilzunehmen. Dieses Angebot richtet sich auch an Jugendliche, welche noch nicht in einem KiJuPa aktiv sind.
Als Beteiligungsangebote auf Bundesebene sind u.a. die Bundeskonferenz zur Förderung der Gründung von Dachverbänden, sowie das Deutsche Kinderhilfswerk (DKHW) zu nennen. Der Deutsche Bundesjugendring (BRJ) und auch die Bundesschülervertretung (BSV) sind Zusammenschlüsse der Jugendringe und der Bundesschülervertretung auf Bundesebene.
AG-Teilnehmer*innen. Foto: Jugendpresse Deutschland e.V./ Moritz Heck
Auf der EU-Ebene gibt es ebenfalls Organisationen, welche (noch) vorwiegend als Vernetzungsmöglichkeiten fungieren. Um ein paar Namen zu nennen, gibt es das European Youth Parliament und auch die Jugendkonferenz Hear my voice! Making youth participation powerful/ EU Youth Conference. Zu guter Letzt ist noch der EU-Dialog EUYouth Dialogue zu nennen, bei welchem europäische Jugendliche mit politischen Entscheidungsträgern in Kontakt treten. Hier werden Themen vom Rat der Jugendminister festgelegt und in Arbeitszyklen von 18 Monaten bearbeitet.
Einer der wichtigsten Themen für die Jugendlichen bei den JugendPolitikTagen ist, der vermehrte Rechtsextremismus. Bei einer Abstimmung im Plenum hat sich herausgestellt, dass die Feinde der Demokratie durch ihre Bedrohlichkeit eine bewegende Thematik ist. Bei den wählbaren Themen haben sich deswegen einige für die AG mit dem Titel „Demokratie unter Druck” entschieden. 20 Jugendliche und eine AG-Leitung finden sich also mehrmals im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zusammen, um über die Feinde der Demokratie und deren Bekämpfung zu reden.
JPT das steht für JugendPolitikTage – eine Veranstaltung der Jugendpresse, die alle zwei Jahre stattfindet. Foto: Jugendpresse Deutschland e.V/ Saad Yaghi
Schon beim Kennenlernen wird deutlich, dass hier alle sehr politisch interessiert sind. Viele sind selbst in diversen Jugendorganisationen im ganzen demokratischen Spektrum tätig. Manche nehmen auch an Demonstrationen teil, um ihre Meinung zu vertreten oder an Gegendemos, um undemokratische Stimmen zu bekämpfen. Der Referent Thomas Heppener vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ist beeindruckt, dass die Teilnehmer*innen so engagiert sind. Der Aktivismus und der Wille, die Demokratie zu verteidigen, ist spürbar. „Sie haben mich mit Fragen durchlöchert.“, meint er nach einem intensiven Austausch. Doch es gab auch viel zu bereden.
Allen ist wichtig, dass das Grundgesetz, so wie sie jetzt ist, geschützt werden muss. Die Demokratie muss wehrhaft sein. Doch im europäischen und internationalen Kontext ist ein enormer Demokratieverlust zu beobachte. Immer mehr treten „illiberale Demokratien” wie Ungarn auf, die sich selber bewusst gegen die freiheitlichen Werte entscheiden. Aber auch der Rechtsruck in Frankreich, Italien und Finnland zeigt, dass lang gefestigte Demokratien gefährdet sind. Es wird deutlich, dass der Populismus von Ex-Präsidenten Donald Trump in der USA viel mehr Auswirkung auf den Rest der Welt hat, da der Rest verunsichert wird, dass die „Wiege der Demokratie” selbst gefährdet ist. Doch neben einigen Menschen, die sich als “starken Führer” inszenieren, gibt es noch eine weiter und subtilere Gefahren. KI manipulierte Bilder und Fake News sprengen den Rahmen des Möglichen und lösen Misstrauen aus. Ohne verschiedenen gesicherte und verifizierte Informationsmöglichkeiten können sich die Bürger*innen nicht informieren und selbst eine Meinung bilden. Sie werden anfälliger für Populismus und Verschwörungstheorien. Die dadurch kategorische Ablehnung von demokratischen Regierungen oder ganzen Personengruppen spaltet und erhöht den Druck auf die Gemeinschaft, da manche unbelehrbar werden.
Bessere Medienkompetenz, eine wertebasierte Außenpolitik, die Partizipation aller und die Stärkung des Vertrauens in den Staat ist die beste Prävention für Antidemokratie und antidemokratische Ideologien. Trotz dieser Einigung merkt man Umsetzungsschwierigkeiten. “Selbst die AfD sagt, sie möchten keinen Rechtsextremismus.”, erklärt der AG-Leiter Furkan Yüksel. “Es kommt nun darauf an, welche Eingeständnisse man bereit ist zu machen.” Wo fängt Partizipation an? Wie kann man auch Politik für Menschen machen, die nicht wahlberechtigt sind. Nicht nur die, die durch ein reformbedürftiges Einbürgerungssystem auf der Strecke bleiben. In der AG ist der Vorschlag, dass Partizipation auf verschiedenen Ebenen sein soll, aber vor allem niedrigschwellig. Der Bund ist zwar für gesamtpolitische Angelegenheiten zuständig, trotzdem sind die Teilnehmer*innen sich einig, dass Demokratie vor Ort gefördert werden muss. In den Kommunen können die Menschen ihre eigene Wirksamkeit erfahren und werden immun gegen rechtspopulistische Parolen. Deshalb muss sowohl ein präventiver Ansatz über die Aufklärung der Bürger*innen unterstützt werden, als auch in den Kommunen ein Ansatz der aktiven Demokratie, die das System Demokratie schützt. Die Teilnehmer*innen sind sich einig, gemeinsam gegen die Extremen und gegen die Ablehner*innen der Demokratie vorzugehen, da die Teilhabe und die Grundrechte die wertvollsten Dinge der freien Gesellschaft sind. Damit das so bleibt, muss das immer wieder bewiesen werden, dass das System funktioniert und dass es verteidigt wird.
Das dieser Aufruf auf den JugendPolitikTagen schon umgesetzt wird, wird durch die zahlreichen engagierten Jugendlichen deutlich. Egal wie sich hier beteiligt wurde – als Teilnehmer*in, Referent*in, AG-Leiter*in, Ehrenamtliche Helfer*in oder als Redaktionsmitglied. Jeder ist hier nach Berlin gekommen, um seinen und ihren Teil für die Gemeinschaft und die Zukunft zu leisten. Außerhalb von Arbeit, Schule oder Uni wird sich für gerechte Teilhabe eingesetzt. Man kann zwar besorgt sein, dass rechte Parteien einen deutlichen Zuwachs verzeichnen, aber wir sind alle hier und wir sind uns diesem Problem bewusst und deswegen gehen wir es an.
Die Partizipation von Jugendlichen in der politischen Sphäre wirft ein zerrüttetes Bild auf. Viele fühlen sich nicht richtig repräsentiert und nicht ernstgenommen. Doch ist eine Partizipation für Alle möglich? Welche Hürden bestehen für die Verwirklichung des Vorhabens und was muss getan werden, um diesem Ziel näher zu kommen? Jenen Fragen stellte sich eine der insgesamt 36 AG-Gruppen auf den JugenPolitikTagen 2023.
Foto: Jugendpresse Deutschland e.V./ Joscha Westerkamp
Partizipation für Alle? Diese Frage stellt sich eine der insgesamt 36 AG-Gruppen. Besonders der Aspekt der Vielfalt soll dabei in Betracht gezogen und die in der AG formulierten Handlungsempfehlungen als Beschlussempfehlung der Jugend- und Familienministerkonferenz, als auch dem Bundeskabinett vorgelegt werden.
Die Sitzung beginnt mit einer Vorstellungsrunde, welche direkt in die Thematik einführt. Was wollt ihr mit der Teilnahme an den JugendPolitikTagen erreichen? Wie wollt ihr dazu beitragen und welche sind eure eigenen Erfahrungen zur Partizipation?
Die Chemie zwischen den Jugendlichen passt auf Anhieb und es entstehen rege Diskussionen. Insbesondere die Frage bezüglich der eigenen Erfahrung findet großen Zuspruch. Während die Gruppe viel von individuellen Erfahrungen aus ihrem Alltag, Berufsleben oder Engagement berichtet, findet sich zudem ein allgemeiner Konsens: die Schule. Es wird eine Abstimmung (unter der Möglichkeit der Enthaltung der eigenen Stimme) ins Leben gerufen. Das Ziel ist es zu zeigen, dass oftmals auf (bildungs-) politischen Veranstaltungen ein bestimmter Typ Mensch zu finden ist. Meistens sind es Weiße Personen mit höherem Bildungsgrad. Es wird weiter über Privilegien in der Bildung und Ausbildung diskutiert und so langsam zeigen sich die ersten Hürden bei oder Ansatzpunkte für eine „Partizipation für Alle“.
AG-Teilnehmerinnen. Foto: Jugendpresse Deutschland e.V.
Das vermeintliche Desinteresse der Jugend and der Politik
Neben einer allgemeinen Einführung in die Bereiche Demokratie, Partizipation und Ausschluss, sollen die Jugendlichen selber diskutieren. Beispielsweise den Vorwurf der älteren Generation, dass unter den Jugendlichen eine Politikverdrossenheit herrscht. Zudem wird auch die unter jungen Personen häufig getane Aussage: „Ich bin ja nicht politisch“, behandelt. Denn die Teilnehmenden stimmen dem Vorwurf nicht zu und finden gleichzeitig einen Erklärung für die Aussage. Diese könnte folgendermaßen zusammengefasst werden. Junge Leute fühlen sich häufig nicht repräsentiert, weil die für sie relevanten Themenpunkte in der Politik wenig oder in einem nicht passenden Kontext diskutiert werden. Dies erzeugt eine Situation, in der sich die Jugendlichen oftmals nicht nur nicht vertreten, sondern auch nicht gehört oder gesehen fühlen. Zudem fordert die Politik sie aktiv auf zu partizipieren und laut die Stimme zu erheben, doch fehlt es oftmals an Möglichkeiten dies zu tun, beziehungsweise werden sie aufgrund ihres Alters nicht ernst genommen. Folglich wird das eigene Engagement nicht in die politische Sphäre eingeordnet. Die Diskussionspunkte bezieht sich nicht nur auf die Einbindung von Jugendlichen, sondern allgemein auf unterrepräsentierte und aus der Gesellschaft ausgeschlossene beziehungsweise in der Gesellschaft benachteiligte Gruppen.
Für eine inklusive Zukunft
Eine Teilnehmerin, die anonym bleiben will, drückt die Problematik folgendermaßen aus:
„Die Themen und Probleme, welche in der Politik besprochen werden, aber bestimmte Gruppen betreffen, sind oftmals weit von der Realität entfernt. Um die [Diskussion] mehr auf den Boden der Tatsachen zu bringen, sollten diese Personen mehr […] inkludiert werden.“
Im weiteren Verlauf werden Fragen besprochen, die besonders die persönliche Ebene des „Gesehen-Werdens“ betreffen. Anhand der Auseinandersetzung sollen gemeinsam die vom Ausschluss betroffenen Lebensbereiche hervorgehoben werden. Diese beginnen beim eigenen Elternhaus, gehen über zu Bildungsinstanzen wie Kindergärten, Schulen und Universitäten und weiter zu gesellschaftlichen Problemen wie den unterschiedlichen Diskriminierungsformen, dem Wahlalter und der Wahlberechtigung.
In dem Gespräch wird eine Spaltung der Gesellschaft, die in der AG in Mainstream und Nicht-Mainstream unterteilt wird, behandelt. Anhand der zuvor diskutierten Erlebnisse kommt die Gruppe zu dem Ergebnis, dass es oftmals an sogenannten Lobbys, also Interessensvertretungen in der Politik, fehlt. Der Mainstream-Teil der Gesellschaft beansprucht viel Platz, sodass der Rest der Gesellschaft das Gefühl hat, dass sie keinen Platz haben.
Als Abschluss der AG werden Handlungsempfehlungen und Lösungsvorschläge erarbeitet. Diese beinhalten eine weite Bandbreite an Themen. Beispielsweise die Senkung des Wahlalters auf 16 Jahre, mit der Begründung, dass somit der Druck auf die Politik für einer jugendgerechtere Politik erhöht wird. Ein Weiteres Beispiel wäre die, wie die Jugendlichen es benennen, „gelebte Vielfalt“. Dafür sollen (Förder-)Programme für marginalisierte Gruppen eingeführt werden, um diesen einen integrativen Zugang zur Gesellschaft und somit einen Platz in ihr zu schaffen.
Das gemeinsame Ziel der Teilnehmenden der AG ist es, dass Jugendliche und marginalisiert Gruppen durch eben diese Forderungen akkurater repräsentiert und dementsprechend gerechter behandelt werden können.
NGOs haben eine direkte Mission. Aber nicht nur das, findet politikorange-Redakteurin Hannah Lee. Über die indirekte Funktion von NGOs für die Gesellschaft.
Bei dem vierten und letzten Fachgespräch der Veranstaltungsreihe „Jung und digital. Native. Nicht naiv“ des Landesjugendrings NRW, drehte sich alles darum, wie digitale Tools Zugänge in der Jugendarbeit schaffen können. politikorange hat einige Vertreterinnen und Vertreter von Jugendverbänden vom Snack in der Pause abgehalten und nachgehorcht, wie digitale Partizipations-Tools ihre Jugendarbeit beeinflussen. (mehr …)
Welche Möglichkeiten zur digitalen Jugendbeteiligung gibt es und was sind die analogen Herausforderungen für die moderne Jugendarbeit? In der mittlerweile vierten Veranstaltung der Reihe „Digitale Kommunikation und Partizipation – jung und digital“, die der Landesjugendring NRW in Essen veranstaltete, ging es besonders um Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Das vierte Fachgespräch thematisierte, welche digitalen Partizipationsmöglichkeiten es für junge Menschen und Multiplikatorinnen bzw. Multiplikatoren gibt und wie diese unser Zusammenleben beeinflussen. Sebastian Hennel war für politikorange dabei und berichtet.(mehr …)
Junge Menschen wollen sich einbringen und gehört werden. Warum es also so wichtig ist, den Schwachstellen der vorhandenen Partizipationsformen zu begegnen und wohin es mit der Stimme der Jugend in der Politik gehen soll – damit hat sich Clara Hümmer beschäftigt.(mehr …)
Wer ist eigentlich das Sprachrohr der Jugend? Nikolas Karanikolas vertritt sie zumindest gemeinsam mit Josephine Hebling als Jugenddelegierter auf der UN-Generalversammlung 2019. Dominik Glandorf wollte mehr darüber erfahren und sprach mit Nikolas. (mehr …)
Fabian Gramling gehört noch zu den jungen Abgeordneten in der CDU-Landtagsfraktion von Baden-Württemberg. Mit ihm sprach Niklas Thoms über Jugendpartizipation, aber auch über Ideen zur Parität. Konkrete Antworten gab es darauf nur selten. (mehr …)