Rassismus und Diskriminierung gegen die DFB-Nationalmannschaft

Fußball ist ein Sport, der Menschen zusammenbringt. Fußball lässt Menschen miteinander und füreinander agieren. Doch sollten die Menschen nicht auch für ihr Team agieren? Rassistische Botschaften, Hassnachrichten sowie Morddrohungen an Spieler*innen sollten kein Teil dieser vermeintlichen „Gemeinschaft“, die der Fußball an den Tag legen soll, sein. Vor allem gegenüber der DFB-Nationalmannschaft der Männer sind solche Vorfälle längst keine Einzelfälle mehr.

Beine kicken einen Fußball.
Sportliche Gegner aber im Fußball vereint? Wo Hasskommentare und rassistische Nachrichten gegen Spieler*innen längst keine Einzelfälle sind, sucht man Sportsgeist vergeblich. Bild: Unsplash / Maninder Sidhu

Die Meldestelle für Diskriminierung im Fußball in NRW dokumentierte seit Juli 2022 insgesamt 211 Hinweise auf rassistische Vorfälle, 95 davon im Profifußball (Stand: September 2023). Die aktuelle Fußball-EM bietet eine große Angriffsfläche, welche auch genutzt wird. Fast täglich werden die Spieler des DFB-Teams öffentlich, aber auch in den sozialen Medien, rassistisch angegangen und beleidigt.

Bekannte Fälle und Skandale

Jonathan Tah ist selbst Teil des DFB-Kaders für die EM 2024. Auch ihm widerfahren rassistische Situationen, in denen er beispielsweise auf Englisch nach einem Foto gefragt wird. Doch was ist eigentlich Rassismus? Rassismus ist grundsätzlich eine Ideologie, die Menschen aufgrund ihres Aussehens, ihrem Namen, ihrer Religion, Kultur oder Herkunft abwertet, verspottet und verletzt. Das betrifft in Deutschland nicht-weiße Personen, die aufgrund bestimmter Oberflächlichkeiten wie beispielsweise der Hautfarbe als nicht-deutsch gelesen werden. Diese Menschen werden oftmals nicht nach ihren individuellen Fähigkeiten, Eigenschaften und Talenten bewertet, sondern ihnen werden diese Dinge abgesprochen. Daraus resultiert Benachteiligung und Diskriminierung. Tah setzt sich dafür ein, dass dies weniger geschieht.  Er betont in Interviews immer wieder, wie wichtig er es findet, dass über dieses Thema gesprochen wird, denn nur so könne man auf dieses immer noch bestehende Problem aufmerksam machen. Zuletzt erschien die Dokumentation „Einigkeit und Recht und Vielfalt“ von welcher er Teil war und seine Meinung zu bestimmten Themen abgab:

Wir sind Müller, aber wir sind auch Tah und Gündoğan.

Der erste DFB-Kapitän mit Migrationshintergrund heißt Ilkay Gündoğan. Er spielt seit 2008 für den DFB, damals noch in der U18. Auch er hat während seiner Karriere mit rassistischen Vorfällen zu kämpfen. Während des Testspiels Deutschland gegen Serbien in Wolfsburg, welches am 20.03.2019 stattfand, wurde unter anderem er von einer Gruppe Zuschauer*innen stark rassistisch beleidigt. Dies ist ein typisches Beispiel für Rassismus im Fußball, denn darunter fallen unter anderem rassistische Fangesänge, Bananenwerfen oder Beleidigungen gegenüber Spieler*innen auf dem Spielfeld. In einer repräsentativen Umfrage im Zusammenhang mit der Dokumentation „Einigkeit und Recht und Vielfalt“ sollten die Befragten zu folgender These Stellung nehmen: „Ich finde es schade, dass der derzeitige Kapitän der deutschen Fußballmannschaft türkische Wurzeln hat.“ Es stimmten zwei Drittel der Befragten „eher nicht“ oder „überhaupt nicht“ zu, während 21 Prozent der These erschreckenderweise „eher“ oder „voll und ganz“ zustimmten.

Bemühungen des DFB zur Bekämpfung von Rassismus und Diskriminierung

Speziell zur Europameisterschaft 2024 entwickelte der DFB ein Anti-Rassismus-Projekt. Das Projekt besteht aus zwei Säulen, die jeweils beide von der Antirassismusbeauftragten der Bundesregierung, Reem Alabali Radovan, gefördert werden. Die erste Säule des Projektes wird als Mitmachaktion durchgeführt. Fußballfans aus ganz Deutschland schießen Bilder von sich mit gekreuzten Händen und teilen diese in den sozialen Netzwerken. Diese Geste soll das „Aus-X-en“ des Rassismus symbolisieren. Die zweite Säule des Anti-Rassismus-Projektes wird mit den Kooperationspartnern Norddeutscher Fußballverband e.V., Makkabi Deutschland e.V., und dessen Bildungsnetzwerk „Zusammen 1“ durchgeführt.  In diesem Teil des Projektes werden explizit für den Amateurfußball antirassistische Maßnahmen entwickelt. Diese Maßnahmen sollen danach in die interessierten Vereine der Pilotregion des Norddeutschen Fußballverbandes getragen werden. Schon im Amateurfußball mit antirassistischen Kampagnen und Maßnahmen zu beginnen, kann vorbeugen. Die Spieler*innen sowie die Mitglieder des Vereins werden in erster Linie auf das Thema Rassismus aktiv aufmerksam gemacht und werden in zweiter Linie dafür sensibilisiert. Auch Gerald Asamoah, der erste gebürtige Afrikaner, der in der DFB-Nationalmannschaft spielte, unterstützt die Aktion des DFB aktiv, indem er mit anderen ausgewählten Personen das Projekt im März 2024 erstmals vorstellte. Bis Ende 2025 soll das Projekt pilotiert sein und noch mehr zur Bekämpfung von Rassismus beitragen.

Seit 1993 setzt sich die Kampagne „Kick it out“ gegen Rassismus und Hass im Fußball ein. Was die Kampagne immer wieder betont ist, dass ihnen bewusst sei, dass sie gar nicht existieren sollten und sie hoffen, dass man sie irgendwann nicht mehr brauchen wird. Doch da Rassismus bekämpft werden muss, damit die Freude, der Spaß und die Gemeinschaft am Fußball nicht verloren geht, führten sie diese Kampagne ein. “Kick it out” bietet verschiedene Bildungsprogramme an, die für jede*n gelten: von den Spieler*innen bis zu den Eltern. Sie spezialisieren sich mit ihrem Programm auf das Vereinigte Königreich, doch erreichen mit ihrer Arbeit die ganze Welt.

Es gibt viele Initiativen gegen Rassismus im Fußball, es gibt viele Menschen, die offen über dieses wichtige Thema sprechen. Wir als Gesellschaft sind in den letzten Jahren gewachsen und es hat sich auch etwas geändert, doch wie man klar erkennen kann, hat sich noch nicht genug geändert. Es werden täglich Spieler*innen aufgrund ihrer Herkunft rassistisch beleidigt und (verbal) verletzt. Genau das ist ein Zeichen an uns: Wir müssen mehr tun. Jeder Mensch kann seinen Beitrag leisten und Teil der Verbesserung sein, man muss sich bloß trauen. Mutig sein und für unsere Nationalspieler*innen aber auch für die Menschen um uns herum einstehen.

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