„Wir müssen immer von der Mehrheit der Wahlberechtigten ausgehen“ 

Kanzleramtschef Thorsten Frei erklärt im politikorange-Interview auf den JugendPolitikTagen, welchen Stellenwert junge Menschen für die neue Regierung haben – und warum ihr Fokus zuerst auf Außenpolitik und Wirtschaft liegt. 

Kanzleramtsminister Thorsten Frei im politikorange-Interview, was er jungen Menschen für mehr Repräsentanz rät (Foto: Jugendpresse Deutschland/Caroline Sauter)

Thorsten Frei (51) sitzt seit 2013 für die CDU im Bundestag und ist seit Mai 2025 unter Friedrich Merz Bundesminister für besondere Aufgaben sowie Chef des Bundeskanzleramtes. Bei den JugendpolitikTagen stellte er sich auf der Bühne den Fragen der Teilnehmer*innen. Politikorange hat ihn danach zum Interview getroffen.

politikorange: Herr Frei, was glauben Sie, was junge Menschen gerade politisch am meisten bewegt?

Thorsten Frei: Ich glaube, dass es die außenpolitischen Herausforderungen sind. Der Krieg in der Ukraine oder der Krieg zwischen Israel und Iran, auch insgesamt die Vorgänge im Nahen Osten. Und natürlich eine ganze Reihe von Themen, die wir hier in Deutschland haben.

Zum Beispiel?

Wir spüren jetzt, dass die wirtschaftliche Stagnation der letzten drei Jahre sich auf die ganz persönlichen Lebensverhältnisse von Menschen auswirken. Das ist etwas, was vielen Angst macht. Und deswegen muss unser Ziel erst einmal sein, dass wir wieder aus dieser wirtschaftlichen Stagnation ins Wirtschaftswachstum kommen. Damit schaffen wir die Grundlagen dafür, dass der Staat die Dinge, die er tun muss, auch tatsächlich gut finanzieren kann.

Bei den vergangenen Bundestagswahlen hat ja die Mehrheit der jungen Menschen nicht die Union oder die SPD gewählt. Ist diese Regierung dann überhaupt eine Regierung von jungen Menschen gewählt und für junge Menschen?

Ja, das glaube ich schon. Wir müssen immer von der Mehrheit der Wahlberechtigten ausgehen in einer Demokratie. Und bedauerlicherweise ist es so, dass der Anteil der jungen Menschen in der Gesellschaft nicht besonders groß ist. Wir müssen trotzdem versuchen, Politik für alle Generationen zu machen, und zwar vor allem für junge Menschen. Wir müssen uns um gute Starvoraussetzungen kümmern, um Bildung und vieles andere.

Wie könnte konkret Ihre Partei mehr junge Leute für sich gewinnen?

CDU und CSU haben bei der letzten Wahl zwar mehr Stimmen von jungen Menschen bekommen als 2021, aber damit sind wir nicht zufrieden. Denn bei der letzten Wahl haben viele junge Menschen auch extreme Parteien gewählt. Das hängt sicher damit zusammen, dass sehr viele Menschen unzufrieden damit sind, wie Politik und Regierung Probleme lösen. Allerdings ist das für uns auch eine Chance: Wir können daran arbeiten, mehr Probleme zu lösen.

Wie lassen sich denn Regeln finden, um die junge Generation bei Gesetzen, die sie in Zukunft betreffen, mehr einzubeziehen?

Das ist nicht ganz leicht. Ich kann nur appellieren, sich in irgendeiner Weise politisch zu engagieren – egal ob bei einer Partei, in einem kommunalen Gremium, einem Jugendgemeinderat oder auch hier auf den JugendPolitikTagen. Ich selbst habe meine politische Arbeit in der Kommunalpolitik begonnen. Politik ist auf jeder Ebene hochinteressant und hat eine hohe Relevanz für das persönliche Leben von Menschen. Es gibt so viele Chancen und Möglichkeiten, sich einzubringen und zu engagieren. Wenn junge Menschen mit guten Argumenten ihre Punkte vortragen, werden sie auch gehört und ihre Interessen in die Meinungsbildung miteinbezogen. Demokratie ist zwar manchmal ganz schön anstrengend, aber nicht umsonst.

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