Hear me out: Viraler Trend und laute Frauen am Verhandlungstisch

Zuerst im Bund, jetzt auch in Hamburg: Frauen werden wieder aus unseren Parlamenten verdrängt. Bereits durch die vorgezogene Bundestagswahl am Wochenende vor der Bürgerschaftswahl sind besonders junge Frauen, die im Schnitt deutlich linker wählen als ihre männlichen Mitmenschen, vom Ergebnis enttäuscht worden.

Forderung nach Parität in der Hamburger Politik.
©️ Nele Britt Lübke / Jugendpresse Deutschland e.V.

Zukünftig trifft der Feminismus im Bundestag auf Friedrich Merz als Kanzler: Ein Mann der nicht nur aus einer konservativen männlich dominierten Partei kommt, sondern darüber hinaus im Bundestag die Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen blockiert und gegen die Strafbarkeit von Vergewaltigung in der Ehe gestimmt hat. 

Anhand dieser hausgemachten CDU-Politik könnte man meinen, Merz hätte es nicht nur auf Minderheiten wie Migrant*innen abgesehen, sondern auf die Hälfte unserer Bevölkerung: Frauen. Diese antifeministischen Tendenzen in der deutschen Politik reihen sich in das aktuelle weltpolitische Geschehen ein, welches junge Frauen systematisch im Stich lässt. 

Eine neue Hamburgische Bürgerschaft wurde gewählt 

Mit einem Frauenanteil von gerade einmal 37 Prozent auf ihrer Hamburgischen Landesliste folgt hinter der CDU nur noch die AfD. Das F in CDU steht, wie wir alle wissen, für die hohe Frauenquote der Partei. Nach der Bürgerschaftswahl in Hamburg mit einem Zuwachs der CDU von über acht Prozent bedeutet das für die neue Bürgerschaft eine Abnahme des Frauenanteils. Die Entfernung von der Geschlechtergerechtigkeit wird dadurch wieder größer. Vor der Wahl lag der Frauenanteil in der Bürgerschaft je nach Quelle zwischen 44 und 46 Prozent. In anderen Landtagen deutscher Flächenstaaten sieht es noch schlechter aus. Nach Zahlen von Statista hat unsere Bürgerschaft damit noch den höchsten Frauenanteil. Von Parität ist das Ganze trotzdem noch deutlich entfernt, denn Frauen machen schließlich demografisch die Hälfte der Bevölkerung aus.  

Frau will einen Platz am Tisch 

Aber warum besteht unsere politische Landschaft nicht zur Hälfte aus Frauen? Werden Frauen weniger aufgestellt und gewählt? Oder gibt es noch weitere Hindernisse für Politikerinnen?  Mareike Engels ist Abgeordnete der Hamburgischen Bürgerschaft für Bündnis 90/Die Grünen und erste Vizepräsidentin derselben. Sie kennt die Hürden, welche es Frauen in der Politik schwerer machen als Männern. Auch aus ihrer Erfahrung spielt das Gender, neben der Kompetenz, eine entscheidende Rolle. Frauen werden weniger ernst genommen als ihre männlichen Kollegen. Auch im Jahr 2025 nutzen Männer politische Räume um „zu zeigen, wer der coolste Macker im Raum ist“. Um es in Altkanzlerin Angela Merkels Worten zu sagen: „Männer!“.  

Statt mit der Gleichstellung voranzuschreiten, scheint sie, nachdem Deutschland jahrelang eine Kanzlerin hatte, stillzustehen oder sogar abzunehmen. Das sieht auch Engels, die Teil des Hamburger Ausschusses für Gleichberechtigung und Antidiskriminierung ist, so: „Wenn wir mit der Gleichstellung so weiter machen, dann wird auch die derzeit jüngste Generation die Gleichstellung nicht erleben.“ 

Dass Frauen in der Politik weniger vertreten sind, hat laut Prof. Dr. Vera Troeger, Politikwissenschaftlerin der Universität Hamburg, nichts damit zu tun, dass sie sich schlechter für die Politik eignen als Männer, sondern mit Diskriminierung.  Aber eben nicht nur Männer diskriminieren Frauen, sondern wir alle. Durch Unconscious Bias, sprich unterbewusste Voreingenommenheit, muten auch Frauen anderen Frauen weniger zu als Männern und halten diese bei gleicher Qualifikation für kompetenter. 

Wir sind laut, ihr müsst nur noch zuhören! 

Deutlich wird: Frauen sind in der (regionalen) Politik unterrepräsentiert, nach den Wahlen, sowohl im Bund als auch in Hamburg, noch mehr als zuvor. Deshalb gilt es anlässlich des feministischen Kampftags diese Woche am 8. März laut zu sein und diese Entwicklungen nicht stillschweigend hinzunehmen. Denn in einer Welt in der Männer auf Meinungsäußerungen von Frauen immer noch irritiert und in abwertendem Ton mit dem Satz „Du bist doch nicht etwa Feministin?“ reagieren, ist der Kampf um die Gleichberechtigung noch lange nicht am Ende. 

Es ist an der Zeit, dass Frau endlich einen Platz am Tisch bekommt! 

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