Die Partizipation von Jugendlichen in der politischen Sphäre wirft ein zerrüttetes Bild auf. Viele fühlen sich nicht richtig repräsentiert und nicht ernstgenommen. Doch ist eine Partizipation für Alle möglich? Welche Hürden bestehen für die Verwirklichung des Vorhabens und was muss getan werden, um diesem Ziel näher zu kommen? Jenen Fragen stellte sich eine der insgesamt 36 AG-Gruppen auf den JugenPolitikTagen 2023.
Partizipation für Alle? Diese Frage stellt sich eine der insgesamt 36 AG-Gruppen. Besonders der Aspekt der Vielfalt soll dabei in Betracht gezogen und die in der AG formulierten Handlungsempfehlungen als Beschlussempfehlung der Jugend- und Familienministerkonferenz, als auch dem Bundeskabinett vorgelegt werden.
Die Sitzung beginnt mit einer Vorstellungsrunde, welche direkt in die Thematik einführt. Was wollt ihr mit der Teilnahme an den JugendPolitikTagen erreichen? Wie wollt ihr dazu beitragen und welche sind eure eigenen Erfahrungen zur Partizipation?
Die Chemie zwischen den Jugendlichen passt auf Anhieb und es entstehen rege Diskussionen. Insbesondere die Frage bezüglich der eigenen Erfahrung findet großen Zuspruch. Während die Gruppe viel von individuellen Erfahrungen aus ihrem Alltag, Berufsleben oder Engagement berichtet, findet sich zudem ein allgemeiner Konsens: die Schule. Es wird eine Abstimmung (unter der Möglichkeit der Enthaltung der eigenen Stimme) ins Leben gerufen. Das Ziel ist es zu zeigen, dass oftmals auf (bildungs-) politischen Veranstaltungen ein bestimmter Typ Mensch zu finden ist. Meistens sind es Weiße Personen mit höherem Bildungsgrad. Es wird weiter über Privilegien in der Bildung und Ausbildung diskutiert und so langsam zeigen sich die ersten Hürden bei oder Ansatzpunkte für eine „Partizipation für Alle“.
Das vermeintliche Desinteresse der Jugend and der Politik
Neben einer allgemeinen Einführung in die Bereiche Demokratie, Partizipation und Ausschluss, sollen die Jugendlichen selber diskutieren. Beispielsweise den Vorwurf der älteren Generation, dass unter den Jugendlichen eine Politikverdrossenheit herrscht. Zudem wird auch die unter jungen Personen häufig getane Aussage: „Ich bin ja nicht politisch“, behandelt. Denn die Teilnehmenden stimmen dem Vorwurf nicht zu und finden gleichzeitig einen Erklärung für die Aussage. Diese könnte folgendermaßen zusammengefasst werden. Junge Leute fühlen sich häufig nicht repräsentiert, weil die für sie relevanten Themenpunkte in der Politik wenig oder in einem nicht passenden Kontext diskutiert werden. Dies erzeugt eine Situation, in der sich die Jugendlichen oftmals nicht nur nicht vertreten, sondern auch nicht gehört oder gesehen fühlen. Zudem fordert die Politik sie aktiv auf zu partizipieren und laut die Stimme zu erheben, doch fehlt es oftmals an Möglichkeiten dies zu tun, beziehungsweise werden sie aufgrund ihres Alters nicht ernst genommen. Folglich wird das eigene Engagement nicht in die politische Sphäre eingeordnet. Die Diskussionspunkte bezieht sich nicht nur auf die Einbindung von Jugendlichen, sondern allgemein auf unterrepräsentierte und aus der Gesellschaft ausgeschlossene beziehungsweise in der Gesellschaft benachteiligte Gruppen.
Für eine inklusive Zukunft
Eine Teilnehmerin, die anonym bleiben will, drückt die Problematik folgendermaßen aus:
„Die Themen und Probleme, welche in der Politik besprochen werden, aber bestimmte Gruppen betreffen, sind oftmals weit von der Realität entfernt. Um die [Diskussion] mehr auf den Boden der Tatsachen zu bringen, sollten diese Personen mehr […] inkludiert werden.“
Im weiteren Verlauf werden Fragen besprochen, die besonders die persönliche Ebene des „Gesehen-Werdens“ betreffen. Anhand der Auseinandersetzung sollen gemeinsam die vom Ausschluss betroffenen Lebensbereiche hervorgehoben werden. Diese beginnen beim eigenen Elternhaus, gehen über zu Bildungsinstanzen wie Kindergärten, Schulen und Universitäten und weiter zu gesellschaftlichen Problemen wie den unterschiedlichen Diskriminierungsformen, dem Wahlalter und der Wahlberechtigung.
In dem Gespräch wird eine Spaltung der Gesellschaft, die in der AG in Mainstream und Nicht-Mainstream unterteilt wird, behandelt. Anhand der zuvor diskutierten Erlebnisse kommt die Gruppe zu dem Ergebnis, dass es oftmals an sogenannten Lobbys, also Interessensvertretungen in der Politik, fehlt. Der Mainstream-Teil der Gesellschaft beansprucht viel Platz, sodass der Rest der Gesellschaft das Gefühl hat, dass sie keinen Platz haben.
Als Abschluss der AG werden Handlungsempfehlungen und Lösungsvorschläge erarbeitet. Diese beinhalten eine weite Bandbreite an Themen. Beispielsweise die Senkung des Wahlalters auf 16 Jahre, mit der Begründung, dass somit der Druck auf die Politik für einer jugendgerechtere Politik erhöht wird. Ein Weiteres Beispiel wäre die, wie die Jugendlichen es benennen, „gelebte Vielfalt“. Dafür sollen (Förder-)Programme für marginalisierte Gruppen eingeführt werden, um diesen einen integrativen Zugang zur Gesellschaft und somit einen Platz in ihr zu schaffen.
Das gemeinsame Ziel der Teilnehmenden der AG ist es, dass Jugendliche und marginalisiert Gruppen durch eben diese Forderungen akkurater repräsentiert und dementsprechend gerechter behandelt werden können.