Der Osten – nur Thema, wenn’s knallt?

JPT2025

Im Workshop „Über den Osten berichten, aber richtig!“ haben Teilnehmer*innen der JugendPolitikTage nach typischen Klischees der Medien gesucht. Was sie über den richtigen Weg gelernt haben.

Die ersten Begriffe, die den Teilnehmer*innen zum Osten einfallen, sind negativ. (Foto: Jugendpresse Deutschland/Caroline Sauter)

Schlagzeilen über hohe Arbeitslosigkeit oder Rechtsextremismus: Meist taucht der Osten nur in den Medien auf, wenn es knallt. Doch im Alltag? Fehlanzeige. Wer steht eigentlich vor der Kamera, wenn es um den Osten geht? Laut dem Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) sind das meist keine Ostdeutschen. Die dominierenden westdeutschen Perspektiven spiegeln sich auch in der Berichterstattung wider.

Im Workshop “Über den Osten berichten, aber richtig!” erarbeiten die Teilnehmer*innen auf den JugendPolitikTagen Lösungen für eine bessere Berichterstattung aus und über dem Osten.  Die jungen Menschen sammeln Begriffe, die sie mit der Berichterstattung über den Osten verbinden: „abgehängt“, „arbeitslos“ und „rechtsextrem“. In Bezug auf Westdeutschland fallen deutlich positivere Begriffe, wie „innovativ“, „Wirtschaftswunder“ und „Vielfalt“. 

Eine einseitige Perspektive auf den Osten

Ein Experiment zeigt: In den Medien wird oft indirekt, kritisch und aus westdeutscher Perspektive über den Osten berichtet. „Sie vermitteln das Bild einer Mehrheitsgesellschaft im Westen. Der Osten muss dabei immer nur aufholen“, erklärt Workshopleiter Dennis Chiponda.  Dieses Bild ist den Teilnehmer*innen zu einseitig. „Es geht immer nur um Rechtsextremismus. Die Menschen sollten mal nach Ostdeutschland kommen und die andere Seite kennenlernen“, sagt eine Teilnehmerin, die selbst aus Ostdeutschland kommt. 

Eine Umfrage des MDR zeigt, dass die Teilnehmer*innen mit ihren Einschätzungen nicht alleine sind: 56 Prozent der Ostdeutschen finden die Berichterstattung voreingenommen. Reißerische Adjektive und der Fokus auf Extreme prägen das Bild. Wörter wie übergriffig, rechtsextrem und völkisch sind in Artikeln, die Ostdeutschland thematisieren, überrepräsentiert. Gleichzeitig fehlen positive Geschichten über Start-ups, Kultur und den Alltag. „Ich denke, der Osten würde sich nicht so darstellen“, meint ein Teilnehmer und bekommt dafür Zustimmung.  

Perspektive als Gegenmittel 

Im Workshop überlegen die Teilnehmer*innen, wie die Berichterstattung über den Osten fairer gestaltet werden kann. Ihre Ideen: Redaktionen diverser besetzen, lokale Journalist*innen einbinden, nicht nur zu Gedenktagen berichten. Und: Sprache überdenken. Statt „abgehängt“ lieber „im Wandel“. Statt „Problemregion“ lieber „Raum mit Potenzial“. Dieser kleine Schritt wirft ein neues Licht auf dieselbe Situation. Doch das alles sind nur einzelne Schritte. Was sich ändern muss, ist die Haltung und Einstellung der Menschen. „Man sollte öfter auf das Verbindende schauen“, findet Chiponda.  

Das Fazit des Workshops: Der Osten ist keine Problemzone und er muss sich nicht anpassen. Er ist Teil Deutschlands – mit Chancen, Konflikten und Projekten. Er ist vielfältig. Und jede*r kann dazu beitragen, das auch medial abzubilden. 

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