„Die Grünen passen einfach nicht zu Bayern.“ Da ist sich Johannes Winkel, Bundesvorsitzender der Jungen Union, sicher. Woher kommt die Abneigung gegenüber der grünen Partei? Und warum möchte die CSU nicht mit ihnen zusammenarbeiten?
Die Stimmung ist gut bei der Wahlparty der Grünen, als um 18 Uhr die Wahlprognose des Bayerischen Rundfunks auf dem großen Bildschirm erscheint. Laut dieser wäre Bündnis 90/ Die Grünen weiterhin die zweitstärkste Partei im bayerischen Landtag. Dass sie weder auf dem zweiten noch auf dem dritten Platz landen würde, das zeigte sich erst im späteren Verlauf des Abends.
Die grüne Partei hoffte nicht nur auf möglichst viele Sitze in der Opposition, sondern hat bis zuletzt die Hoffnung auf eine Koalition mit der CSU und damit den Wunsch auf eine Regierungsposition nicht aufgegeben. Vor allem Ludwig Hartmann, Spitzenkandidat der Bayerischen Grünen, wurde häufig als Fan einer Schwarz-Grünen Regierungskoalition dargestellt. Beim kleinen Parteitag in München am Sonntag vor der Wahl, erklärte er, er wolle zusammen Vielfalt schaffen. Doch ob er dieses Ziel mit solch einem ernüchternden Wahlergebnis noch erreichen kann, ist eher unwahrscheinlich. Denn eines steht fest, an der CSU werden die Grünen auch in Zukunft nicht vorbeikommen, wenn sie in Bayern regieren wollen. Dass die CSU an einer Zusammenarbeit mit den Grünen momentan wenig interessiert ist, ließ sie im Wahlkampf wohl zur Genüge durchblicken. Man könne nicht zusammen regieren mit einer Partei, „die so im Gestern lebt“, sagt Johannes Winkel im Interview. Er könne es verstehen, dass die CSU eine Koalition mit den Grünen von vornherein ausschließt. „Das, was sich die Grünen versuchen einzureden, das klappt leider nicht in der Realität“. Viele Ziele der Grünen wie eine Energieversorgung nur über erneuerbare Energien oder kein Schutz an den Außengrenzen würden sich laut ihm zwar schön anhören, seien aber wenig realistisch. Johannes Winkel schließt aber nicht aus, dass eine Koalition in Frage käme, „wenn die Grünen in der Realität ankommen würden“.
Mit so viel Gegenwind einen Wahlkampf zu führen, das ist nicht einfach, dies machten die Grünen immer wieder deutlich. Svenja Jarchow, Vorsitzende der Grünen in München, lobte ihre Anhänger*innen bei der Wahlparty am Sonntagabend: „Ihr habt zusammengestanden, obgleich wir als die Feinde Nummer eins von allen hervordeklariert worden sind“. Ob Sticheleien von Seiten der CSU oder einen Steinwurf, welchen die Grünen Spitzenkandidat*innen beim Wahlkampf in Neu-Ulm im Bierzelt erfahren mussten, ihnen wurde von einigen Bayer*innen häufig gezeigt, dass sie in ihrem Bundesland nicht erwünscht sind.
Doch was sagt die Union zum Grünen-Leiden? Johannes Winkel äußert sich im Interview, „die Grünen dürfen nicht jede Kritik als Hetze verstehen. Man muss schon aufpassen, dass eine Stimmung nicht ins Gewaltsame kippt, aber wenn man schlechte Politik macht, kann man als Katharina Schulze auch mal im Bierzelt ausgepfiffen werden, das gehört dazu“. Schlechte Politik, die ist laut ihm auch verantwortlich für die Unzufriedenheit in der Bevölkerung. Es sei die Ampel Regierung, die dem Volk Sorge bereitet. Denn sie „diskutieren viel, doch machen wenig“, so Johannes Winkel. Mit dieser Meinung scheint er nicht allein zu sein, denn ausgerechnet von grüner Seite kommt Zustimmung. Laut der Bundesvorsitzenden der Grünen Jugend Sarah-Lee Heinrich „reicht es nicht, sich einfach nur einzusetzen, man muss sich eben auch mal durchsetzen.“ Und genau das mache die Ampel eben gerade zu wenig. „Trotzdem sind nicht die konservativen Antworten die richtigen, sondern es ist wichtig, sich für soziale Gerechtigkeit einzusetzen“, äußert sie im Interview. Auch erwartet sie von der Grünen Partei mehr Konfliktfähigkeit in den sozialen Fragen.
Also, Bayern und Grün, passt das? Laut der Union wohl nicht. „Die Grünen passen einfach nicht zu Bayern.“ Sarah-Lee Heinrich sieht das ganz anders. „Platter Quatsch!“, reagiert sie auf die Aussage von Johannes Winkel. Für sie ist es die CSU, die sich nicht für die Lösung der Probleme der Bevölkerung einsetzt. „Die CSU hat für die Nöte dieser Menschen in den letzten Jahren nichts getan“. Mit Nöten, damit meint sie Themen wie steigende Mietpreise, Rentensicherung oder den Ausbau von öffentlichen Verkehrsmitteln, wie sie später erklärt. „Deswegen setzen wir uns als Grüne Jugend für eine Politik ein, die das ändert.“
Noch sind auch keine Sondierungs- und Koalitionsverhandlungen geführt. Auch wenn es sehr unwahrscheinlich ist, könnten die Grünen doch noch in Regierungsverantwortung kommen. Wenn nicht, dann ist das Ziel für die nächste Landtagswahl in fünf Jahren schon klar: Zeigen, dass Bayern sehr wohl Grün kann.