Timon Dzienus, Sprecher der Grünen Jugend, im Interview über die Bedeutung von Kinder- und Jugendparlamente in politischen Entscheidungsprozessen.
Kommunal-, Schul- und Jugendpolitik ist ein wichtiges Organ der Politiklandschaft Deutschlands, doch wird leider oft unterschätzt. Auf den JugendPolitikTagen 2023 sind 250 junge Menschen aus Kinder- und Jugendparlamenten (KiJuPas) vor Ort, sowie zahlreiche Aktive in Schülervertretung und Co.
Timon Dzienus hat mit Politikorange über die Zusammenarbeit mit den KiJuPas geredet. Dzienus ist 26 Jahre alt und seit Oktober 2021 Bundessprecher der Grünen Jugend. Er engagierte sich bereits während seiner Schulzeit in schulpolitischen Gremien und war von 2017 bis 2019 Sprecher der Grünen Jugend Niedersachsen. Er setzt sich für Themen wie Antifaschismus, Innenpolitik, Arbeitspolitik und Umweltschutz ein.
Politikorange: Arbeitet eure Partei mit KiJuPas zusammen? Wenn ja, in welchem Umfang?
Dzienus: Vor allem auf kommunaler Ebene passiert das. Ich war selbst mal in einem Jugendparlament in Delmenhorst und sehe da ganz oft Projekte wie auch Forderungen von Jugendlichen, die das Leben von jungen Menschen vor Ort verbessern. Gerade die Politik sehe ich in der Verantwortung, auf junge Menschen zuzugehen, damit KiJuPas nicht zur Scheinbeteiligung werden.
Gebt ihr als offizielle Vertreter auch Fördermittel wie Geld und personelle Unterstützung an die KiJuPas?
Da bin ich mir nicht genau sicher, wie das unterschiedlich läuft. Ich glaube, die grüne Verantwortung ist nicht nur Gelder zu geben, sondern auch die KiJuPas politisch mit einzubeziehen. Also sich nicht nur die Forderungen einmal anzuhören oder einmal eine Sitzung zu besuchen, sondern sich ernsthaft mit den Bedürfnissen junger Menschen auseinanderzusetzen und Vorschläge zu erarbeiten, wie diese auch umgesetzt werden können.
Hat die Zusammenarbeit bis jetzt Erfolg? Welche konkreten Projekte wurden umgesetzt?
Also bei mir im Dorf wurde aus der Jugendbeteiligung ein Jugendzentrum und eine Skaterbahn ins Leben gerufen. Ich komme aus einem kleinen Dorf in Niedersachsen, das aber viel Geld zur Verfügung hatte. Dort wurde viel Geld in Sportvereine und Feuerwehr gesteckt, daraufhin haben junge Menschen gefordert, dass auch mal was für sie gebaut wird. Mittlerweile wurden das Jugendzentrum und der Skatepark umgesetzt. Das finde ich, ist ein gutes Beispiel für Jugendbeteiligung.
Wie kann man die Zusammenarbeit der Gruppen weiter fördern? Was wünscht du dir von Bundesebene?
Ich glaube, eine Möglichkeit von Bundesebene, die auch getan wird, ist, dass junge Menschen Zeit haben, sich politisch zu engagieren und dass es an der Schule Möglichkeiten gibt. Damit es nicht nur von Hausaufgaben zur Klausur geht, sondern es auch Räume und Zeit gibt, sich zu engagieren. Ich glaube, dass das der Bund und das Land besser unterstützen können, indem sie die Schulen besser ausstatten.
Wäre ein KiJuPa auf Landesebene sinnvoll und würdet ihr das unterstützen?
Ich habe mich ja früher im Landesschülerrat engagiert und habe mit zur Landesschülerkonferenz beigetragen, was ich total notwendig finde. Ich würde KiJuPas immer grundsätzlich unterstützen, hätte aber bei einem bundesweiten Gremium die Angst, dass es dann doch eher eine Scheinbeteiligung gibt, und darauf soll das ganze nicht hinauslaufen.
Vernetzt euch, ihr seid nicht alleine mit euren Forderungen!
Timon Dzienus (Grüne Jugend)
Du warst im Kreis und Landesschülerrat, was würdest du Mitgliedern in diesen Gremien raten?
Vernetzt euch! Ihr seid nicht alleine mit euren Forderungen! Damals wurden zum Beispiel in Niedersachsen die Klassenfahrten gestrichen und dagegen haben wir demonstriert und konnten uns am Ende durchsetzen. Bündnisse schmieden, andere Leute suchen; als Schüler*innenvertretung bei der Grünen Jugend, Jusos etc. anfragen – wenn man sich so zusammenschließt, kann man eine Menge bewirken.