Ein schwarzer Sonntag war der Wahlabend für die Union – und zwar nicht im positiven Sinne. Die regierungsgewöhnte CDU/CSU droht der Gang in die Opposition, darüber schlimmstenfalls auch die Implosion. Christian Lütgens kommentiert.
Masken schützen nicht nur vor Corona-Viren. Seit gestern Abend ist klar: Sie schützen entlarvende Mimik auch zuverlässig vor neugierigen Kameras. Deshalb ließ sich die Schwere der Mundwinkel der Frauen und Männer, die auf der Bühne hinter Armin Laschet standen, bloß erahnen.
Gründe gäbe es sowohl für Enttäuschung als auch Erleichterung. Einerseits hat die Union kräftig verloren, ihr schlechtestes Ergebnis aller Zeiten eingefahren. Andererseits ist es nicht noch schlimmer gekommen, obgleich sie es verdient hätte: Maskenaffären in den eigenen Reihen, brutale interne Kämpfe mit den eigenen Leuten, kleine aber viele Patzer des Vorsitzenden als Fotos und Videos festgehalten, programmatische Leere und Ideenlosigkeit. Der allgemeine Zeitgeist sich auflösender Volksparteien allein kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die regierungsverwöhnte Union sich ehrlich und kritisch reflektieren muss.
Wie soll es nun weitergehen? Laschet muss wahrlich Spitzenleistungen unter Beweis stellen, bei der Befriedung der im Innern brodelnden Partei und bei den Sondierungsgesprächen für ein mögliches Jamaika-Bündnis. Dazu gehörte als Erstes, ein schlechtes Wahlergebnis als solches anzuerkennen, die eigene Verantwortung daran einzugestehen und kommunikative Widersprüche zu Führungsansprüchen hinter sich zu lassen. Aber kann Armin Laschet das in seiner Position überhaupt noch?
Dem vielleicht schlechtesten, da eitelsten Verlierer dieses blamablen Wahlkampfes – Markus Söder – muss das Kunststück gelingen, seine Mitverantwortung an dieser historischen Niederlage zu kaschieren. Schließlich war er derjenige, der permanent gegen seinen Parteifreund im Boxring mit Baerbock und Scholz von hinten gestichelt hat. In der Union gibt es sicher einige, die angesichts dieser Ausgangslage für den Start in die neue Legislaturperiode den Kopf in den Sand stecken würden. Freilich: Einen Schritt zurücktreten und den Gang in die hoffentlich regenerierende Opposition antreten, täte der Union vielleicht gar nicht so schlecht.