Die Satire Partei DIE PARTEI holte bei der Bürgerschaftswahl 1,4%. Doch wie würde Hamburg aussehen, wenn sie ihr Parteiprogramm eins zu eins umsetzen könnten? Ein Gedankenexperiment von politikorange-Redakteur Marco Feldmann.
Als ich im März 2020 Hamburg verließ, ist die Partei DIE PARTEI in der Bürgerschaftswahl gerade Überraschungssiegerin geworden. Katharina Denker wurde zur ersten weiblichen Ersten Bürgermeisterin gewählt. Nun ist meine jahrelange Weltreise vorbei und ich kehre in die Hansestadt zurück. Der Hamburg-Mittelmeerkanal ermöglicht neuerdings eine direkte Anreise von Afrika zum neuen Hamburger Hafen auf der Insel Neuwerk. Der Kanal gilt als internationales Gewässer und wurde ursprünglich angelegt, um Geflüchteten eine leichtere Anreise ins gastfreundliche Hamburg zu ermöglichen. Jetzt dient er mir als Weg zurück in die geliebte Heimat. Im neuen Hamburger Hafen auf Neuwerk verlasse ich das Schiff, doch lange Land unter den Füßen habe ich nicht. Ich ziehe mir eine Tageskarte der Hamburger Hochbahn und steige in die Z3, einer der vielen neuen Zeppelin-Linien, die die Stadt dem öffentlichen Nahverkehr hinzugefügt hat. Über den Luftweg geht es also nun Richtung Hamburg-City.
Zeppeline, Achterbahnen und Rohrpost – Der neue ÖPNV
Der Zeppelin landet mit 5 Minuten Verspätung an der Station „Channel Tower“ in Harburg. Ich beschließe hier auszusteigen und das Verkehrsmittel zu wechseln, um nach Hamburg zu kommen. Denn in Harburg startet Deutschlands erste Stadtachterbahn – eine neue Initiative, um ÖPNV attraktiver zu gestalten. Auf dem Weg zur Gondel spricht mich ein Obdachloser an. Ich halte ihm mein Smartphone hin und überweise ihm im Vorbeigehen online 1€.
„Manche Dinge ändern sich nie“, denke ich während ich mir den Sicherheitsbügel anlege. Ich habe unheimlichen Spaß auf der darauffolgenden Fahrt mit Looping über die Elbe und einem Panoramablick über Wilhelmsburg. An einer Stelle fuhr ich sogar unter der Elbe durch, die vor einigen Jahren an manchen Stellen erhöht und auf Brücken geleitet wurde, um Platz für Wohnraum unter dem Fluss zu schaffen. Mir ist etwas schlecht, als die Stadtachterbahn am Hauptbahnhof Nord endet. Nach einem Franzbrötchen geht es mir allerdings schnell besser. Motiviert mache ich mich auf den Weg zu U-Bahn Station. Die U6 verbindet neuerdings als Ringbahn den Hauptbahnhof Nord mit dem Hauptbahnhof Süd, sodass ich in kürzester Zeit in die U3 umsteigen kann und mich Richtung St. Pauli mache.
„Bildung ist auch sehr wichtig!“ lese ich auf einem der typischen Plakate in den U-Bahn-Scheiben.
Schlagermove – jeden Mittag ab 11 Uhr!
Angekommen auf dem Kiez wundere ich mich, wie dunkel es ist. Dann fällt mir ein, dass St. Pauli ja mittlerweile ein Touristendorf mit Laiendarstellern geworden ist, in dem man täglich Junggesellinnenabschiede, Motorradstaffeln und Schlagermoves anschauen kann. Dies hatte zur Folge, dass die Reeperbahn mit einem Lärmdeckel überbaut wurde, der zwar die umliegenden Wohngegenden vor lauten Partygeräuschen schützt, nun aber auch das Tageslicht abhält. Ich laufe einmal bis zur Davidwache, dann drehe ich um. Das ist ja nicht zum Aushalten!
Ich steige in den Hyperloop. Das Rohrpostsystem lohnt sich eigentlich mehr für längere Strecken, aber mein Ziel – der Park „alte Landungsbrücken“ – ist damit auch innerhalb weniger Sekunden erreicht. Bis zu 1200 km/h kann man in den Überschalltunneln erreichen. Beeindruckend. An den „alten Landungsbrücken“ bin ich von dem Anblick überwältigt, der sich mir bietet.
AZ Elbphilharmonie am Containerpark – die alten Landungsbrücken
Seit der Hafen nach Neuwerk verlegt wurde, ist die Luft unheimlich sauber geworden. In der Ferne sehe ich die Flaggen und Plakate des neuen Autonomen Zentrums Elbphilharmonie. Dort, wo früher große Kräne und eine unendliche Flut an Containern stand, grünt es nun. Ein neuer Park ist hier entstanden. Ein wenig abgegrenzt davon finde ich doch noch eine Fläche mit Containern. Hier bin ich richtig. Die ungenutzte Fläche des Hafens wurde zum Teil zu einer Wohnfläche mit Luxus-Wohncontainern. Hier steht auch mein Bett für die erste Zeit hier in Hamburg. Nach einer etwas komplizierten Suche finde ich den richtigen Container. Ich schließe auf und lasse mich ins Bett fallen. Was für eine Reise. Viele Jahre war ich nun unterwegs in den ungewöhnlichsten und interessantesten Ecken der Welt. Doch nichts hat sich so sehr verändert angefühlt wie die Hansestadt. Morgen werde ich die Stadt weiter erkunden in der Hoffnung, irgendwo noch die Stadt wieder zu finden, die ich damals verlassen habe und die mal mein Zuhause war.
1 Kommentar. Hinterlasse eine Antwort
Danke für diesen lustigen Beitrag zum Thema der Satirepartei. Ich finde jedoch, dass die Idee einer Rohrpostanlage für den Verkehr nicht zu unterschätzen ist. Auch ein Professor der TU Dresden hat bereits gefordert, Rohrpostsysteme für den ÖPNV zu bauen – in Kalifornien ist ein solches Projekt bereits in fester Planung. Weitere interessante Ideen habe ich auch hier gefunden: https://www.gerof.at/rohrpost