Welche Hindernisse es in der Jugendbeteiligung gibt und wie man sie aus dem Weg räumen kann, besprach Carolin Schneider mit Jugendreferent Tino Höfert vom Greifswalder Stadtjugendring.
„Politik muss sich verändern“, fordert Tino Höfert, wenn es um Jugendbeteiligung geht. Um diese
Aussage besser verstehen zu können, muss man AG-Leiter Höfert näher kennenlernen. Höfert
kommt aus Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern. Menschen aus diesem Teil Deutschlands wird
in der Regel eine gewisse Schweigsamkeit nachgesagt. Er hingegen spricht schnell und beginnt
Sätze häufig noch einmal neu, um seine Gedanken zu ordnen. Verständlich, geht es doch um sein
„Herzensanliegen“: die Jugendbeteiligung.
Was ihn dafür qualifiziert, ist sein langjähriges Engagement in diesem Bereich: Höfert beginnt
2008 ehrenamtlich sehr viel für Jugendmedien zu arbeiten. Danach studiert er Politik- und
Erziehungswissenschaften in Berlin und Rostock, heute ist er jugendpolitischer Koordinator des
Stadtjugendrings Greifswald. „Das ist so ein Job, den gibt‘s eigentlich in der Bezeichnung
nirgendwo anders“, erklärt er. Er ist zuständig für den Landkreis Vorpommern-Greifswald, der eine
Fläche von 4000 Quadratkilometern umfasst und damit etwa anderthalb Mal so groß ist wie das Saarland. In
diesem Einzugsgebiet, wo es mehr Kühe als Jugendliche gibt, betreibt Höfert Lobbyismus für
Jugendarbeit.
Jugendarbeit muss unterstützt werden!
Aber warum braucht die Jugend überhaupt Lobbyisten? „Jugendarbeit ist unterfinanziert,
Jugendarbeit muss sich immer wieder rechtfertigen“ beklagt er. Förderungen sind häufig zeitlich befristet und an Projekte gebunden. Zudem gibt es zwar Gesetze, welche die Kommunen dazu verpflichten, Jugendarbeit zu
unterstützen. Allerdings wird nirgendwo präzisiert, wie genau so etwas zu erfolgen hat. Institutionen
wie zum Beispiel Jugendringe dienen dazu, dass alle in der Jugendarbeit tätigen Organisationen
diese Rechte für sich gemeinsam einfordern können.
„Gemeinden vernetzen“, „Strukturen schaffen“ – diese Schlagworte fallen immer wieder. Für
Höfert sind die Jugendpolitiktage ebenfalls genau so eine Vernetzungsaktion. „Es ist ein
Dialogangebot für interessierte Jugendliche, aber wir sind ja nicht die, die dann letztlich
Entscheidungen treffen.“ Die Begründung liegt für ihn natürlich ganz klar darin, dass die
Teilnehmenden nicht demokratisch legitimiert wurden. Deswegen muss aus seiner Sicht eine
tatsächlich wirksame Jugendpolitik ganzheitlicher sein. „Man kann nicht einerseits sagen‚ wir
wollen Jugendliche mitreden lassen und an anderen Stellen Gelder kürzen, zum Beispiel in der
Jugendförderung.“
„Gebt Jugendlichen eine Chance“
Seine Idee von einer wirklich fairen Jugendbeteiligung lautet: „Nimm Jugendliche von Anfang an mit und
gib ihnen eine Chance. “ Ein wünschenswerter Anfang wären für ihn zum Beispiel verbindliche
Jugendbeteiligungsstrukturen, zumindest auf kommunaler Ebene.
Aber das sind nur seine persönlichen Utopien. In seiner Arbeit beim Stadtjugendring und bei den Jugendpolitiktagen begreift Höfert sich als Moderator, der die „Betroffenen“, wie er sie nennt, also die Jugendlichen unterstützt, aber sie trotzdem ihre eigenen Entscheidungen treffen lässt.
„Ich bin jetzt nicht mehr die Zielgruppe“, sagt Höfert. Das ist richtig. Mit 30 Jahren ist Höfert genau drei
Jahre zu alt, um Teilnehmender der Jugendpolitiktage zu sein. Raus ist er deswegen noch lange nicht. Vielmehr wird er sich auch weiterhin zu Wort melden, wenn es um Jugend und Jugendbeteiligung geht. Schließlich will er etwas in der Politik verändern.