Massentierhaltung – #EPJugendforum Stuttgart diskutiert

Massentierhaltung – ein unscheinbares Thema mit großen Auswirkungen. Der Großteil des in Deutschland konsumierten Fleisches stammt aus Massentierhaltung und wird oft zu billigen Preisen in Supermärkten und Discountern verkauft. Beim #EPJugendforum in Stuttgart am 11. März beschäftigte sich der Ernährungsausschuss ausgiebig mit diesem Thema. Lara Sophie Matzke hat die Arbeit dokumentiert. 

Angeregte Debatten gab es in den Ausschüssen beim #EPjugendforum. Foto: Sarah Kussinger

 

Zu Beginn stimmten die anwesenden Schülerinnen und Schüler ab, welche Themen diskutiert werden sollten – Massentierhaltung gewann mit 23 Stimmen. Warum gibt es Massentierhaltung denn eigentlich? Die Antwort fand sich schnell: Massenkonsum bestehe, da die Nachfrage hoch sei. Wer auf dem Markt nicht mithalten könne, könne selber nicht überleben, dadurch seien die Preise so niedrig. Doch eigentlich gäbe es genügend Gründe, warum Massentierhaltung als unzumutbar wahrgenommen werde:

Die ethischen Gründe seien für viele Vegetarierinnen und Vegetarier wohl ein Hauptgrund. Die meisten halten es für unvertretbar, Tiere durch schlechte Haltungsbedingungen leiden zu lassen. „Kein Platz zum Bewegen, Krankheit oder sogar der Tod sind für die Nutztiere oft normal“, plädiert einer der Teilnehmenden. Dazu kämen auch noch gesundheitliche Aspekte, die man dringend beachten müsse. Da die Tiere durch den geringen Platz nah beieinander seien, verbreiteten sich Krankheiten schnell. Mangelnde Hygiene trage dazu bei, dass die Tiere schnell krank würden. Diese könnten wiederum nicht verkauft werden, also würde dem Futter oft Antibiotika beigesetzt, um den wirtschaftlichen Kreislauf aufrecht zu erhalten. Das Problem hierbei sei, dass Menschen durch die häufige Aufnahme des Fleisches resistent gegen Antibiotika würden. So könnten viele menschliche Krankheiten nicht mehr richtig behandelt werden.

Massentierhaltung – viele Bedenken

Auch Umweltaspekte seien nicht zu unterschätzen. Die vielen Tiere bräuchten, so die Diskutantinnen und Diskutanten, Ressourcen, die schneller verbraucht würden, als dass sie nachwüchsen. Dadurch würden Tiere oft mit genmanipulierten Nahrungsmitteln gefüttert. Der Ausschuss Ernährung stellte sich der Lösung dieser Probleme. Es wurde überlegt, ob Aufklärung durch Information etwas lösen könnte oder ob gesetzliche Maßnahmen ergriffen werden müssten. Ideen zum Zugang zu den Informationen seien durch Lehrkräfte, mehr Fokus im Unterricht auf diese Themen oder sogar schon die Erwähnung im Kindergarten. Einfache Informationen zu Haltung und Ernährung direkt auf den Verpackungen oder sogar die radikalen „Schockbilder“ seien hier ebenfalls eine Hilfe. Bilder der Haltungsweise der Tiere, abgedruckt auf Verpackungen, würden sensibilisieren. So würden vielleicht mehr Menschen darüber nachdenken, welches Fleisch sie kaufen.

Die Idee der „Schockbilder“ erfreute sich großer Beliebtheit im Ausschuss. Doch wie sieht es mit der Umsetzbarkeit aus? Zu jedem Standort fahren und dort Fotos von den Verhältnissen der Tiere zu machen sei zeit- und kostspielig. Auch, warf einer der Teilnehmer ein, bräuchte man Personal, das regelmäßig die Tiere besuche und bei Veränderungen neue Fotos anfertige. Diese neuen Fotos müssten dann auch wieder auf die Produkte gedruckt werden. Gerade das Personal fehle und schockierende Fotos garantieren nicht, dass die Tiere gut behandelt würden.

Im Ausschuss stellte sich die gesetzliche Maßnahme für die Festlegung eines Mindestpreises für Fleisch als die beliebteste heraus – eine Garantie für artgerechte Haltung und gesundes Futter für die Tiere. So oder durch eine Steuererhöhung würden die Tierbesitzer die Lebensumstände der Tiere verbessern, zum Beispiel eine Steuer von 19% oder ein gesamter Mindestpreis für jedes Fleischstück. Auch regelmäßige Kontrollen seien eine Lösung. Ob alle Verbesserungen und Kontrollen tatsächlich von der Preiserhöhung bezahlbar wären, sei jedoch unklar. „Ich finde, dass eine Preiserhöhung nur zu weniger Konsum führt. Dies ist zwar eines unserer Ziele, aber nicht unser Fokus“, appelliert Tobias, ein Teilnehmer des #EPJugendforums, und sprach damit das Schlusswort seiner Gruppe. Tatsächlich garantiere niemand, dass die Bauern das zusätzliche Geld für die Verbesserung der Lebensumstände ihrer Tiere nutzten.

Viele Ideen – Folgen unüberschaubar

Nach der Gruppendiskussion stellte der Ausschuss „Ernährung“ seine Ideen im Plenum vor. Im Mittelpunkt standen dabei die Punkte Preiserhöhung und Schockbilder. Überraschenderweise äußerte sich gerade der Ausschuss „Umwelt“ kritisch dem gegenüber. Bedenken waren eine Erhöhung der Müllproduktion und die Frage, ob Antibiotika doch positiv seien und nichts schlechtes, worauf der Ausschuss „Umwelt“ jedoch einwandte: „Antibiotika sind schädlich!“. Auch einigten sich beide Ausschüsse auf die Frage, wie sich Menschen ernähren sollten. Der Ausschuss „Ernährung“ meinte, dass Fleisch kein wichtiger Bestandteil der Ernährung sei. Die beiden anderen warfen dem Ausschuss „Ernährung“ vor, dass sie den Leuten damit verbieten würden, Fleisch zu essen. Daraufhin beendete der Ernährungsausschuss seine Präsentation mit: „Wir verbieten Leuten nicht, Fleisch zu essen, wir verbieten Leuten ungesund zu essen!“ Dennoch schien der Ausschuss wohl nicht zu überzeugen: Die Mehrheit stimmte dafür, aber dennoch gab es nur eine Differenz von zwei Leuten. 23 Gegenstimmen gab es zu diesen Ideen, gerade die Handelsgruppe schien mit dem Ernährungsausschuss nicht übereinzustimmen. Die zwar kleinste Gruppe, aber trotzdem eine hohe Anzahl mit 20 Leuten enthielt sich, darunter auch Mitglieder des Ausschusses für Ernährung selbst. Insgesamt benötigen diese Ideen wohl noch etwas Ausarbeitung, aber ein erster Schritt ist getan.

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