„Raus“, sagt Ulrich Post am Ende des Interviews mit Felicia Herrmann. Doch keine Sorge: Das Gespräch mit dem Entwicklungshelfer war sehr freundlich. Sogar geduzt haben sich die beiden, als es um die Welthungerhilfe und Sicherheitspolitik ging.
Hallo Ulrich, ich habe ein paar Fragen an dich: Wo arbeitest du gerade? Und was genau ist deine Position?
Ulrich Post: Ich arbeite bei der Welthungerhilfe in Bonn und leite da die Grundsatzabteilung. Ich beschäftige mich sozusagen mit Grundsätzen der Arbeit, die für die Organisation, aber auch für entwicklungspolitische Grundsätze gelten: zum Beispiel in der Beziehung von Entwicklungspolitik und Sicherheitspolitik.
Warum engagierst du dich?
Also, ich werde für meine Arbeit bezahlt, das ist das Eine. Das Zweite ist, dass ich eigentlich in allen Jobs, die ich bisher gemacht habe, sei es in der Wissenschaft oder im Journalismus, mich wesentlich mit Afrika und anderen Teilen der Welt außerhalb Deutschlands befasst habe. Bei jeder meiner Tätigkeiten hatte ich verschiedene Motivationen. Wenn man sich zum Beispiel wissenschaftlich mit afrikanischen Ländern beschäftigt, ist das anders, als wenn man als Journalist darüber schreibt. Man kriegt dann einen etwas ehrlicheren Blick auf solche Staaten.
Noch einmal anders sieht man die Welt, wenn man bei einer NGO tätig ist, weil man dann sehr aktiv an bestimmten Verbesserungen arbeiten und schon auch etwas verändern kann. Deshalb verschafft mir dieser Job eigentlich am meisten Zufriedenheit. Man kann eine Menge bewegen. Das geht allerdings nur, wenn man mit Kolleginnen und Kollegen aus den jeweiligen Ländern zusammenarbeitet.
Kannst du in kurzen Worten deinen Ansatz wiedergeben?
Meinen Ansatz? Mein Ansatz ist eigentlich nur das: Wenn man was verändern will, dann müssen die Anstöße von innen kommen. Das heißt, man muss sich in den Ländern Kolleginnen und Kollegen suchen, die etwas verändern wollen und, wie gesagt, mit ihnen kooperieren – ohne sie geht es nicht!
Das gilt natürlich auch für unser eigenes Land. Wir können anderen Ländern vielleicht bestimmte Techniken beibringen, etwa, wie man Lobbyarbeit in Südafrika macht, weil die Südafrikanerinnen und Südafrikaner eine ähnliche Verfassung haben wie wir in Deutschland. Aber letztlich muss die Initiative von den Leuten vor Ort ausgehen.
Wieso hast du dich dazu entschieden, in die Entwicklungshilfe zu gehen?
Ich habe Zivildienst gemacht, damals musste man das noch. Ich wollte nicht zum Wehrdienst eingezogen werden.
Im Zivildienst habe ich mit vietnamesischen Kindern gearbeitet, die durch den Vietnamkrieg schwer verwundet waren und zur medizinischen Behandlung nach Deutschland gebracht wurden. Später haben sie eine Berufsausbildung gekriegt.
Dadurch habe ich mich viel mit dem Vietnamkrieg beschäftigt und direkt danach angefangen, internationale Politik zu studieren. Das hat mir natürlich dabei geholfen, einen besseren Durchblick über die verschiedenen Konfliktregionen auf der Welt zu kriegen. Natürlich hat mich aber auch die Arbeit mit den verwundeten Kindern berührt und motiviert, in die Entwicklungshilfe zu gehen. Ich dachte mir: Dadurch kannst du einen eigenen Beitrag dazu leisten, dass es vielleicht in Zukunft nicht mehr zu solchen Katastrophen kommt.
„Einen Beitrag leisten“ ist ein gutes Stichwort: Was würdest du jungen Leuten raten, die sich ebenfalls engagieren möchten?
Raus. Guckt euch die Welt an, geht raus.