Polina Garaev (28) ist eine israelische Journalistin. Seit zweieinhalb Jahren lebt sie in Berlin und arbeitet als Korrespondentin für i24news. Lilith Grull hat mit ihr über ihre Berichtserstattung und die Bundestagswahlen gesprochen und das Interview aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt.
Wie empfindest du es, über einen Wahlkampf in einem fremden Land zu berichten?
Es ist faszinierend. Im Allgemeinen ist Deutschland von der Kultur her ein sehr faszinierendes Land. Gerade auch der jüngste, politische Wandel innerhalb der Gesellschaft ist für mich in großer Reiz. Vielleicht liegt es am Generationenwechsel, dass Bewegungen wie Pegida entstehen und die AfD an Stärke gewinnt und zu beobachten wie das das Land verändert, die, die gegen dieses Situation kämpfen. Das habe ich schon bemerkt, als ich das erste Mal in Deutschland war. Vor vier Jahren begegnete mir diese Kuriosität. Gerade während den Wahlen zu beobachten, wie mit der AfD umgegangen wird, ist wohl ein Sinnbild für den Wandel im Land.
Wie unterscheidet sich die Wahl von denen in Israel?
Die Wahlen sind sehr anders. In Israel sind die Wahlen viel aggressiver und inkludieren die Bevölkerung mehr. Es ist ein kleineres Land, vielleicht liegt es daran. Die Leute in Israel reden offen über die Wahlen, die Politik gehört zum Alltag und es wird diskutiert. Die Gesellschaft in Israel ist offener für diesen Dialog, sie sind direkter in ihren Äußerungen, manchmal nicht politisch korrekt aber sie trauen sich offen ehrlich zu sein. Das ist hier nicht so. Hier in Deutschland kann jeder sein Leben weiter führen und kommen, wenn sie es nicht anderes darauf anlegen, mit den Wahlen nur in Berührung, weil sie auf dem Nachhauseweg mal ein Wahlplakat sehen. Was die Länder vielleicht vereint ist eine art Stagnierung in der Politik.
Wie empfindest du den Wahlkampf und die Wahlentscheidung?
Ich kann verstehen, dass manche Leute verängstigt sind. Es ist klar, dass deutsche Politik eine neue Phase eingehen wird. Da ich aus Isreal bin kann ich die Angst verstehen. Allerdings its es fraglich, was die AFD mit ihren Sitzen im Bundestag wirklich erreichen können. Doch heute ist ein Tag eines negativen Wechsels für Deutschland.
Wie ist die Stimmung auf AFD-Wahlparty?
Die Situation ist angespannt. Für Stunden brüllen Linke die AfDler mit Parolen wie „Nazi“ an und sagen, die AfDler würden Ausländer und Geflüchtete nicht als Deutsche anerkennen, obwohl sie ein Recht darauf haben. Auch habe ich gesehen, dass die AfD-Mitglieder die Demonstranten auslachen, sie sind amüsiert und offensichtlich die einzigen, die sich über ihr Ergbenis freuen. Die Szene ist sicher symbolisch für das Land.