Vom Kleinen fürs Große lernen

Anne und Heike von den Kulturbrücken e.V. werden interviewt.
Anne und Heike von den Kulturbrücken e.V. im Gespräch über grenzübergreifende Kulturprojekte und Lehren daraus für die große Politik. Foto: Jugendpresse Deutschland / Leonard Palm

Die Kulturbrücken e.V. in Görlitz/Zgorzelec sind eine Erfolgsgeschichte polnisch-deutscher Kooperation und können gemeinsam mit anderen Initiativen im Grenzgebiet zwischen Polen und Deutschland als Vorbild für die Kooperation beider Staaten dienen. Diese Schlussfolgerung zieht Carolin Heilig aus einem Gespräch mit Anne Bartusiuk und Heike Kleinschmidt von Kulturbrücken e.V.. Unterstützt wurde sie dabei von Paulina Prusik und Ania Partyka.

Die Redakteurinnen treffen ihre Interviewpartnerinnen im sonnigen Hinterhof der Jugendherberge Görlitz. Was sie genau erwartet, wissen sie noch nicht. Dass es bunt und multilingual wird können sie sich aber schon denken: Anne Bartusiuk und Heike Kleinschmidt, gehören dem deutsch-polnischen Kulturverein Kulturbrücken e.V. an, der verschiedene Zirkusprojekte in Zgorzelec und Görlitz organisiert. Gleich am Anfang des Interviews wird klar: Hier sitzen zwei Frauen, die für ihr Engagement und die deutsch-polnische Zusammenarbeit brennen. Anne ist seit 2008 Mitglied der Kulturbrücken e.V. und neben ihrer Aufgabe als Vorstandsmitglied auch für Marketing und PR zuständig. Wurde sie selbst noch durch eine Zeitungsanzeige auf die Kulturbrücken aufmerksam, fallen diese heute zusammen mit Flyern, Broschüren und die Kontakte zur lokalen Presse in ihren Zuständigkeitsbereich. Heike kam schon während ihres Studiums an der Hochschule Zittau/Görlitz zum Zirkusverein und ist neben ihrer Arbeit an der Homepage und der PR als Sprachmittlerin beim „Zirkus im Laden“ aktiv.

Die Kulturbrücken sind über die Jahre hinweg gewachsen und zu einer festen Institution in beiden Städten geworden. Dabei gelingt es dem Verein trotz unterschiedlichen Organisationstraditionen auf beiden Seiten der Grenze erfolgreiche – und bei Polen und Deutschen gleichermaßen beliebte – Projekte aufzuziehen. Anne freut sich darüber, dass sich inzwischen aus Polen Kooperationsanfragen an den Kulturverein richten. Wichtig hierbei sei, dass die deutschen und polnischen Partner die gleichen Ziele verfolgen, auch wenn das Konzept von ehrenamtlicher Arbeit in Polen nicht so stark ausgeprägt ist wie in Deutschland. Anne hebt die besondere Vorbildfunktion der binationalen Kooperationen im Grenzbereich hervor und weist auf ein großes wirtschaftliches, kulturelles und soziales Potential hin, das es zu nutzen gilt. In den Grenzregionen liegt ein großer Erfahrungsschatz, den es zu entdecken gilt, möchte man die Kooperation zwischen Ländern verbessern. Diese Kooperation muss sich verschiedene Ebenen umspannend organisieren und breit aufgestellt sein. Anne betont, dass nicht nur die deutsch-polnische Grenzregion hier inspirieren kann, sondern etwa auch die deutsch-tschechische, oder etwa das Saarland mit seiner Grenze zu Frankreich. Heike weist darauf hin, wie wichtig die mediale Berichterstattung von den kleinen regionalen Projekten ist: Entlang der Grenze gibt es viele erfolgreiche Kooperationsprojekte wie die Kulturbrücken e.V., die auch in Zeiten politischer Uneinigkeiten auf nationaler Ebene nicht abgebrochen werden, sondern viel mehr Deutsche und Polen verbinden.
Viele regionale Projekte dienen als Steine, aus denen tragfähige Brücken zwischen Polen und Deutschland entstehen können.


Der Verein Kulturbrücken e.V. besteht seit 2007 und organisiert Zirkusprojekte für Kinder und Jugendliche verschiedener Altersgruppen aus Deutschland und Polen. Das ursprünglich einwöchige Sommerprojekt feierte dieses Jahr elftes Bestehen und inzwischen gibt es ganzjährige Zirkusprojekte, wie etwa den „Zirkus im Laden“. Hier wird rund um das Jahr in leerstehenden Geschäften in Görlitz Jonglieren oder Akrobatik gelernt. Idee der Kinder- und Jugendbegegnung ist es, einen Rahmen zum gegenseitigen Kennenlernen zu schaffen. Dies ist der Ausgangspunkt für persönliche Freundschaften über die Neiße hinweg und für weitere Zirkusprojekte. Den jungen Zirkusartistinnen und –artisten wird viel Freiraum zur Entwicklung eigener Choreographien und Projekte gegeben. Die Kulturbrücken sind mittlerweile eine feste Institution in Zgorzelec und Görlitz gleichermaßen. Zeichen dafür, wie sehr das Projekt im Herzen der beiden Städte angekommen ist, stellt sicherlich die zehnjährige Sommerzirkusfeier mitten auf der Altstadtbrücke dar, welche die polnische und die deutsche Stadt verbindet.

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