Bündnis 90/Die Grünen ergänzten ihr Wahlkampfprogramm um eine zentrale Forderung. Wissenschaft und Politik sind sich einig: Der Herbst muss weg. Es formiert sich aber auch Widerstand gegen dieses Vorhaben. Eine Satire von Laura Orlik.
Bei einem Wahlsieg von Bündnis 90/Die Grünen im September, soll der Herbst bis 2030 komplett abgeschafft und durch die Jahreszeit „Sommer II“ ersetzt werden. Schon Grundschulkinder werden hierzulande für ressourcenschonendes Handeln sensibilisiert. Dem Herbst aber fehlt dieses Bewusstsein aktuell. Wir werden jedes Jahr aufs Neue Zeuge seiner Verschwendungssucht, wenn er ab November gedankenlos Blätter von den Bäumen wirft. „Es kann nicht sein, dass wir uns seit Jahren den Buckel für die Umwelt krumm machen, und die Natur selbst ein total verschwenderisches Verhalten an den Tag legt,“ stellt Grünen-Fraktionsvorsitzende Katrin Göhring-Eckart klar. Sollte ein Wandel in der Gesellschaft stattfinden, müssten sich alle daran beteiligen- auch der Herbst.
Zeichen gegen die Wegwerfgesellschaft
Der Bund der Deutschen Straßenfeger (BDSF) hingegen formuliert Vorbehalte gegenüber diesem Vorhaben. Sie fürchten einen sprunghaften Anstieg der Arbeitslosigkeit, weil ohne den Herbst weniger Arbeitskräfte für Laubbeseitigung benötigt würden. Diese Bedenken räumt die Partei in ihrem Positionspapier „Sommer II“ aus. Ein Großteil der Straßenfeger und Straßenfegerinnen könnte demnach zu Baumpflegern umgeschult werden. Bei der Umstellung von Herbst auf „Sommer II“ müsse man die Natur nämlich unterstützen. Professor Dr. Kurt Hafner von der Universität Tübingen erklärt, dass die Flora erst lernen müsse, die Blätter nicht mehr in einem solchen verschwenderischen Rhythmus zu erneuern. „Es wäre vollkommen ausreichend, wenn unsere modernen mitteleuropäischen Bäume ihr Laub nur alle elf bis 13 Jahre abwerfen würden.“
Da sich die Evolution an diese wissenschaftlichen Erkenntnisse aber unmöglich selbst so schnell anpassen könne, müssten zunächst Baumpfleger und Baumpflegerinnen die Blätter gegen Ende des Sommers mit einem speziellen harzähnlichem Kleber an den Ästen befestigen und so vor dem Abwurf bewahren. Bei besonders empfindlichen Baumarten wie den Flatter-Ulmen, könne dieser Klebstoff aber nicht eingesetzt werden. Hier müssen speziell geschulte Baumpfleger die Blätter manuell halten. In den ersten Feldversuchen im schwäbischen Frickenhausen hat sich dabei ein Dreischichten-Rotations-System bewährt.
Start der Aktion bereits Herbst 2017
Durch diese positive Erfahrung bestärkt, sollen bereits diesen Herbst die Waldgebiete der Uckermark und Teile des Schwarzwaldes dem Verfahren unterzogen werden, das dann ab 2018 sukzessive auf ganz Deutschland ausgeweitet werden soll. Die Grünen hoffen, dass auch andere europäische Länder Ihre Wälder auf umweltfreundlichere Bäume umstellen, um so die gemeinsamen Klimaschutzziele zu erreichen.