Viele junge Menschen zeigen politisches Interesse und die Bereitschaft zum Handeln. Wie man anfängt, warum Engagement wichtig ist und wie wir alle zu einer inklusiven, offenen Gesellschaft beitragen können.
Sexismus, Fremdenhass, Umweltverschmutzung, Populismus – Probleme gibt es an jeder Ecke. Sie zu erkennen ist der erste Schritt. Wer aber wirklich etwas dagegen tun möchte, muss aktiv werden.
Engagement hat viele Facetten
Die erste Hürde zum Engagement stellt für viele Leute allein die Unwissenheit dar. Das wollen Victoria Yasemin Tümis, Sprecherin des Jugendmigrationsbeirats, Gründungsmitglied von Young Voice TGD (Türkische Gemeinde Deutschland) und Jacqueline Kauka, Referentin beim Landesjugendring Berlin, ändern. Die beiden unterstützen Jugendliche, die sich mit Gleichgesinnten für soziale Projekte einsetzen wollen. Kauka und Tümis weisen auf die breite Vielfalt von Jugendverbänden hin, die sich verschiedenen Schwerpunkten widmen. Tümis fordert interessierte Jugendliche auf, Organisationen beizutreten oder eigene Gruppen aufzubauen.
Für eine erste Orientierung rät sie, den Engagement Check auf der Website von „Demokratie leben!“, einer Kampagne vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, durchzuführen. Hier kann man eingeben, wo, wieviel und unter welchen Bedingungen man arbeiten möchte. Auf der Basis dieser Filter werden Vorschläge gemacht und man wird auf Webauftritte von Verbänden und Institutionen verwiesen.
Einen Überblick erhalte man auch bei Dachverbänden wie den Landesjugendringen oder dem Jugendmigrationsbeirat Berlin. „Das Schöne an der Verbandsarbeit ist, dass es für jedes Interessensgebiet auch die Möglichkeit gibt, Menschen zu finden, die gemeinsam etwas bewegen wollen“, so Tümis. Auch Wahlen seien laut ihr für Jugendliche schon vor dem Erreichen des gesetzlichen Wahlalters interessant, denn man könne neben der Jugendwahl U18 auch in Jugendparteiorganisationen aktiv werden: „Da gibt es auch schon sehr feste Strukturen, die man nicht selber aufbauen muss.“
Diskriminierung ansprechen
Auch im Alltag können sich alle engagieren. Tümis erklärt, dass es wichtig sei, sich mit Mitmenschen über eigene Erfahrungen zu unterhalten. Auch bei der Beobachtung von fremdenfeindlichen Kommentaren könne man dazwischenschreiten und Menschen nach der Ursache dieser Kommentare fragen. Genauso sei es wichtig, sexistische Bemerkungen oder sexuelle Übergriffe zu melden.
„Wir nehmen an Empowerment-Seminaren, Argumentationstrainings gegen Fremdenhass und gegen Rechtsradikalismus teil. Vor allem tauschen wir unsere Erfahrungen mit Rassismen aus. Wir versuchen diese miteinander zu verarbeiten und zu überlegen, was man dagegen machen kann“, so Tümis.
Jeder Mensch möchte verstanden werden
Laut Jacqueline Kauka gebe „es zwei Ebenen, die Gemeinschaft auslösen können“. Zum einen schafften sie einen Raum, in dem man sein könne, wie man möchte. „Es ist ganz wichtig, auch mal nichts erklären zu müssen, sondern Selbstverständlichkeit zu leben“, so Kauka. Communities ermöglichten gemeinsame Verständnisformen und Grundwerte. Zum zweiten würde durch die Zusammenkunft vieler junger Menschen auch die Selbstwahrnehmung unterstützt. Die Präsenz verschiedener Möglichkeiten unterstreiche, dass Vielfalt eben zum Leben dazugehöre. „Communities sorgen auch dafür, dass Jugendliche nicht von radikalen Gruppen abgegriffen werden, die mit finanzieller Unterstützung werben“, fügt Tümis hinzu.
„Vielfalt ist das Leben. Es ist Normalität und Realität.“
Schließlich können Gemeinschaften unsere Unsicherheiten unterbinden. Das Gefühl von Sicherheit, das mit dem Verstandenwerden einhergeht, die gemeinsamen Werte, die Akzeptanz – sie alle helfen, dass wir einander menschlich wahrnehmen und über mögliche Differenzen hinwegsehen. „Vielfalt ist das Leben. Es ist Normalität und Realität.“, bemerkt Jacqueline Kauka. Wir alle können einen Beitrag leisten und einander stärken.