Flucht ist ein Thema, das jeden Menschen betreffen kann – unabhängig vom Alter. Dabei wird es von jedem anders erlebt. Es ist an der Zeit, Jugendliche endlich in die mediale und politische Debatte um Flucht einzubinden.
Seit 1950 wird im aktuellen 15. Kinder- und Jugendbericht erstmalig die Lebenssituation jugendlicher Geflüchteter erwähnt. Christian Lüders, Leiter der Abteilung Jugend und Jugendhilfe beim Deutschen Jugendinstitut, meint dazu lakonisch, dass es diese Personengruppe vorher selbstverständlich bereits gegeben habe. „Dass sie nicht thematisiert wurden, liegt an der Tatsache, dass der Faktor „Jugend“ in der Debatte um Geflüchtete außer Acht gelassen wurde“, sagt er. Es sei aber wichtig junge Geflüchtete separat zu erwähnen, da Flucht und Migration Prozesse seien, die Kinder und Jugendliche ganz anders beträfen als Erwachsene.
Während Politik im Allgemeinen von Erwachsenen gestaltet wird, zielen die JugendPolitikTage 2017 explizit auf die Einbindung junger Menschen. Hier können sie mit diversen Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern, Vertreterinnen und Vertretern von Jugendverbänden sowie Politikerinnen und Politikern ins Gespräch kommen und ihre Perspektiven präsentieren. Schließlich gehen junge Menschen eigene Wege, um alltägliche Herausforderungen zu meistern und positive Veränderungen anzustoßen. Zwei #JPT17-Teilnehmer berichten, was sie antreibt und wo sie sich gerade engagieren.
Was verstehst du unter Empowerment?
„Geschütze Räume, in denen wir uns über bestimmte Erfahrungen austauschen können.“
Der einunddreißigjährige Mohammed Jouni ist einer der Gründer von „Jugendliche ohne Grenzen“. Gleichzeitig studiert er Soziale Arbeit und ist im Vorstand beim Bundesfachverband unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (BUMF) aktiv. Zudem engagiert er sich als Sozialarbeiter beim Beratungs- und Betreuungszentrum für junge Flüchtlinge und Migranten (BBZ).
Mit seiner Familie kam er 1998 aus dem Libanon nach Berlin. Erst nach sieben Jahren wurde ihr Asylantrag angenommen. Während dieser Zeit suchte er mit anderen Jugendlichen nach Wegen, sich dem sogenannten Status der „Duldung“ zu widersetzen. So kamen sie auf die Idee, „Jugendliche ohne Grenzen“ zu gründen: „Seit zwölf Jahren machen wir politische Bildungsarbeit, Empowerment und jährliche Konferenzen, die bundesweit stattfinden“. Mohammed ist es besonders wichtig, jungen Geflüchteten zu vermitteln, dass sie sich mit ihren Schwierigkeiten nicht alleine fühlen und dass sie gemeinsam für ein Ziel kämpfen können: „Egal zu welchem Geschlecht du dich zugehörig fühlst, zu welcher Nation, Religion usw., über ganz viele Grenzen können wir uns trotzdem auf irgendwas einigen. Zum Beispiel stehen wir für das Bleiberecht ein und das verbindet uns.“
Was motiviert dich für die Zukunft?
„Wenn du ein Ziel hast, musst du dafür kämpfen – egal wie.“
Havera Morina ist 17 Jahre jung und im Dezember 2014 mit ihrer Familie aus dem Kosovo nach Berlin gekommen. Da der Kosovo nach dem Asylgesetz als sicherer Herkunftsstaat gilt, wurde ihre Familie im Mai 2016 aus Deutschland ausgewiesen. Nur durch Zufall entging sie der Abschiebung – als ihre Familie von der Polizei abgeholt wurde, war sie nicht zu Hause. Als so genannter „unbegleiteter minderjähriger Flüchtling“ hat sich Havera auf die Suche nach einem Anwalt gemacht und Perspektiven für ihre Zukunft in Deutschland gesucht. Rückhalt bekam sie von den Netzwerken„Jugendliche ohne Grenzen“ und dem Jugendtheaterbüro (auch Theater X) in Berlin, wo sie sich bis heute engagiert. Gerade hat Havera ihre Prüfung zum Mittleren Schulabschluss in Deutsch abgelegt. „Ich hoffe, dass ich Mathematik studieren kann und Architektin werde“.
Havera kritisiert, dass oft nur über statt mit Geflüchteten gesprochen werde. „Wir zeigen, wer Flüchtlinge sind. Was können sie machen und warum haben sie Angst, in den Unterkünften zu bleiben? Wir bringen die Realität auf die Bühne.“
Vom 29. Juni bis 1. Juli 2017 plant das Theater X das FESTIYALLA, ein Berliner Kiez-Festival für verschiedene künstlerische Formen, die Sprache und Volk verbinden.
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Sehr mutig