Über 40.000 Teilnehmende werden bei dem 16. Deutschen Kinder- und Jugendhilfetag in Düsseldorf erwartet. Das ruft nach einer lebendigen Auftaktveranstaltung! Annick Goergen hat die Stimmung vor Ort für euch eingefangen.
Beim Betreten der stimmungsvoll beleuchteten Stadthalle der Düsseldorfer Messehallen, stechen die großen Buchstaben des Leitspruches „22 Mio. junge Chancen“ und die grellen Farben des Hintergrundes ins Auge. Der Blick der Teilnehmenden des 16. Deutschen Kinder- und Jugendhilfetags (DJHT) richtet sich unvermeidlich auf das Bühnenbild. Sofort wird klar: Dies kann kein Auftakt für eine staubtrockene Tagung sein.
Fünfzehn Minuten vor Beginn der Begrüßung sind die Sitzplätze bereits bis zur Hälfte besetzt und die Gänge mit Menschentrauben gefüllt. Während einige Anwesende noch gedankenversunken auf ihr Handy oder Tablet blicken, kann man andere bei Gesprächen über das aktuelle Tagesgeschehen oder über die Sorgen der aktuellen Weltpolitik belauschen. Je näher der Beginn der Veranstaltung rückt, desto mehr Menschen finden den Weg zu den Räumlichkeiten und füllen so die verbleibenden Sitzplätze.
Jugendliche neben Anzugträgern
Mit dem Erscheinen der Redner und Rednerinnen ändert sich die Stimmung merklich. Das leichte Rauschen der Gespräche wird stetig leiser, bis es schließlich ganz verstummt und die Gänge sich leeren. Der erste Trommelschlag des musikalischen Eröffnungsprogramms, lässt auch die letzten Tablets und Handys in den Taschen verschwinden und die Aufmerksamkeit richtet sich spätestens ab diesem Moment nur noch auf die Bühne.
Die anwesenden Zuhörer und Zuhörerinnen bieten ein vielfältiges Bild an Menschen und spiegeln das Konzept der kommenden Veranstaltungen wieder; so sieht man nicht nur ältere Herren in Anzügen, sondern auch eine Mischung aus Jugendlichen und Junggebliebenen. Entgegen der allgemeinen Meinung, dass sich pädagogische Themen stärker an Frauen richten, sind viele Männer anwesend, die sich durch das Trommeln der Musizierenden auf den Auftakt einstimmen lassen.
Spannung rund um Europa
Moderatorin der Veranstaltung und somit die erste Person, die das Mikrofon ergreift, ist Prof. Dr. Karin Böllert, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe (AGJ). Angenehm zu vermerken ist, dass die Moderation gebärdensprachlich begleitet wird; das Thema Inklusion scheint für die Veranstalter nicht nur ein auf das Papier beschränkte Steckenpferd zu sein.
„Europa steht am Scheideweg.“ Dieser Satz der Sprecherin bringt den Spannungsbogen fast zum Bersten. Der DJHT soll ein Zeichen für ein soziales und vereintes Europa setzen. Dieses Ziel, da sind sich alle Teilnehmenden einig, kann nur dann erreicht werden, wenn alle ihren Beitrag für eine gerechte Gesellschaft leisten. War der Saal vor Beginn der Veranstaltung noch gefüllt mit kleinen Gesprächsgruppen, bezüglich der erschreckenden Entwicklung Europas oder momentanen Weltpolitik, so lauscht nun jeder gebannt den Worten der Sprecher und Sprecherinnen, die ihnen mögliche Auswege präsentieren.
Tosender Applaus für Hannelore Kraft
Schon beim Betreten der Bühne ist die Sympathie für den hiesigen Oberbürgermeister Thomas Geisel spürbar. Seine direkte Sprache sowie seine mit Anekdoten und Beispielen gespickte Rede wird mit zustimmendem Kopfnicken und wohlwollendem Gelächter der Zuhörenden untermalt und niemandem scheint es in den Sinn zu kommen, die vorhin noch so willkommene Ablenkung der Elektrogeräte zu beanspruchen.
Als zweite Sprecherin betont die Ministerpräsidentin des Landes Nordrhein-Westfalen Hannelore Kraft mehrmals die Notwendigkeit, gemeinsam an einem Strang zu ziehen und „gleiche Chancen für jeden Einzelnen“ zu schaffen, wofür sie zustimmenden Applaus erntet. Obschon sich mit den Berichten über bereits erreichte Fortschritte zur Vernetzung der einzelnen Institution eine positive Atmosphäre im Saal ausbreitet, erreicht die Rede erst mit Erwähnung der Aufnahme der Kinderrechte in das Grundgesetz ihren Höhepunkt. Die zuvor noch herrschende Spannung entlädt sich schlagartig mit tosendem Applaus und hinterlässt den Raum mit einer elektrisierenden Aufbruchsstimmung.
Bundesministerin Manuela Schwesig ergänzt die Veranstaltung mit einem stärkeren Fokus auf Flüchtlinge. Es sei wichtig, diese stärker in die Kinder- und Jugendhilfe einzubeziehen. Es folgt erneut Zustimmung bei den Zuhörern und Zuhörerinnen.
Aufbruchsstimmung im Saal
Ganz nach dem Motto „Kein Kind oder Jugendlicher wird zurückgelassen“, wird das Publikum bestens über konkrete Ziele und Handlungsansätze informiert und kann somit auch auf ebenso produktive und informative Folgeveranstaltungen hoffen.
Haben die Trommler und Trommlerinnen zu Beginn die Sitzung mit ihren Schlägen noch eingeleitet, so sind diese Trommelschläge nun ein Zeichen des bevorstehenden Aufbruchs. Sie hallen jedem einzelnen, auch nach dem Durchqueren der Türen, in den Ohren nach und treiben die Besuchenden voran.