Inklusion: „Ehrlich zu sich selbst sein.“

 

Bild zeigt Teamleiter für Jugendhilfe der Aktion Mensch
Inklusion ist wichtig und erforderlich – das findet auch Detlef Kaenders von der Aktion Mensch Foto: Nicole Malter

Jugendlichen mit Handicap die Teilhabe an ihren Projekten ermöglichen – das wollen immer mehr Teamende in ihrer Jugendarbeit. Lea Stratmann hat mit Detlef Kaenders, Leiter der Kinder- und Jugendhilfe von ‚Aktion Mensch‘ über Weiterbildungsmöglichkeiten für Teamende und die Grenzen von Inklusion gesprochen.

Herr Kaenders, was tut ihr Verein für die Inklusion von Jugendlichen mit Handicap?

Wir unterstützen zahlreiche inklusive Projekte der Kinder-und Jugendhilfe mit einer Förderung von bis zu 300.000 Euro über drei Jahre, sodass Verbände die soziale Arbeit in Projekten vor Ort umsetzen können. Die Kinder- und Jugendarbeit ist so vielfältig, so ein bunter Strauß – und so vielfältig möchten wir diese auch unterstützen. Wichtig ist für uns, dass die Teilhabe von Menschen mit und ohne Behinderung ermöglicht wird. Dass alle an unserer Gesellschaft teilnehmen können – egal welche Voraussetzungen sie mitbringen, welcher Religion sie angehören oder wie sie politisch denken.

Welche Fort-und Weiterbildungsmöglichkeiten besitzen Teamende in der Jugendarbeit denn, wenn sie Inklusion in ihrem eigenen Projekt oder Jugendverband ermöglichen möchten?

Normalerweise gibt es von den Verbänden entsprechende Fortbildungsangebote, die sich genau auf das Thema spezialisiert haben. Sie erklären zum Beispiel, wie man Programme inklusiv ausrichtet, wenn man eine Veranstaltung plant. Wie gehe ich mit dem Thema Barrierefreiheit um? Oder mit der Vielfalt in einer Gruppe? Dort brauchen wir individuelle Ansätze.

Nun zu den Teamenden selbst: Was sollte jemand, der mit Jugendlichen mit Handicap arbeitet, mitbringen?

Sie müssen Spaß an der Arbeit haben, offen für andere Menschen sein und auf diese zugehen – kommunikativ sein. Eine Jugendleiterausbildung kann da der erste Schritt sein. Die Teamenden müssen natürlich lernen, mit den Minderungen umzugehen, auch mit Medikamenten und genau wissen, wer welchen Unterstützungsbedarf benötigt. Je nach Art der Behinderung gibt es die Möglichkeit, dass Assistenzpersonen dabei sind. Einige Verbände spezialisieren sich sogar auf die Jugendleiterausbildung (JuLeiCa) explizit für Leute mit Handicap.

Und wenn jemand trotz Ausbildung an seine Grenzen gerät?

Wie es im normalen Leben nun mal ist. Manchmal geraten Jugendliche an ihre Grenzen, wenn sie Situationen das erste Mal erleben und etwas nicht so ist, wie es in der Ausbildung gelernt worden ist. Diese Momente gibt es immer wieder. Dann muss man ganz ehrlich zu sich selbst sein und nicht versuchen, alleine über diese Grenze hinauszugehen, sondern Unterstützung suchen – vielleicht bei jemandem mit mehr Erfahrung.

Haben Sie einen Rat für Jugendleiterinnen und Jugendleiter in dieser Situation?

Probleme klar benennen. Zu sagen, dass sie gerade mit dieser Situation überfordert sind und Hilfe brauchen. Dann auch zu sagen: „Lass uns hier an dieser Stelle abbrechen.“ Das ist nicht schlimm, sondern menschlich. Wichtig finde ich immer, offen zu kommunizieren, wo man gerade selbst nicht weiterkommt.

Lieben Dank, Herr Kaenders, dass Sie sich Zeit genommen haben.

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