„Es hat mich gewundert, dass ich überhaupt eingeladen wurde“, beginnt Dietrich Krauß seinen Workshop mit bescheidenen Worten. Erstaunt war er auch, als er gefragt wurde, ob er sich noch als Journalist fühle. Schließlich habe er das ja mal studiert. Seit 20 Jahren arbeitet er für den SWR und die ARD. Autor der „Anstalt“ ist er seit 2014.
Dieter Krauß erzählt gerne von seiner Arbeit. (Foto: Benedikt Bungarten)
Dietrich Krauß, erfolgreicher Autor mehrerer Satiresendungen, freute sich merklich über die Möglichkeit, bei den Jugendmedientagen einen Workshop halten zu können. Ihm ist der Dialog besonders wichtig. So sitzt er, leger gekleidet, auf dem Referententisch vor den Jugendlichen und spricht ganz offen über seine tägliche Arbeit. Einen genauen Ablaufplan hat er nicht. Spontanität ist wichtig.
„Wir machen das revolutionär. Wir nutzen Medien zur Informationsübertragung.“
Satire lebt für ihn nicht zuletzt dadurch, dass die anderen Medien in der heutigen Zeit desolat sind. Trotz der Anbindung an die Öffentlich-Rechtlichen, die Journalisten gerne stark an ihr Profil binden wollen, sei seine Redaktion total frei. Bei ihm gebe es keine klassische Zielgruppe, auf die alles ausgerichtet ist. Die dreiköpfige Redaktion der „Anstalt“, eine politische Satiresendung, arbeitet in München. Die Kommunikation mit dem Sender, dem ZDF in Mainz, läuft nur über einen Redakteur. Der habe aber letztlich nur die Aufgabe, die Kritik zu filtern und weiterzuleiten. Für die „heute-show“ arbeitet Krauß ebenfalls als Autor. Er möchte dort ganz bewusst keine Nachrichtensendung produzieren, „Aktualität interessiert uns gar nicht“. Durch Pointen erreiche man Leute, die kein Politmagazin einschalten würden. Er verfolgt auch nicht den Anspruch, beide Seiten gleichermaßen darzustellen. Für ihn darf oder muss Journalismus auch zur Meinungsbildung anregen. Der klassische Journalismus sei immer interessengeleitet – von dem, was die Leute gerade und jetzt aktuell interessiert. „Wir halten mal die andere Position hoch“ ist dabei sein Motto. Seiner Meinung nach haben die klassischen Medien an Objektivität verloren.
Satire hat keine Schuld an „Lügenpresse“
Auf eine Frage hin kam er auf die „Lügenpresse“ zu sprechen. Es sei „absoluter Quatsch“ zu behaupten, dass Satire der Auslöser dafür war. Den Vorwurf der „Lügenpresse“ müssen sich viele Journalisten heute machen lassen. Oft hört er von antiamerikanischen Verschwörungstheoretikern. Es wundert den promovierten Politikwissenschaftler sehr, dass es keine „antirussistischen“ Bestrebungen gibt. Journalismus bedeutet für ihn saubere Recherche und Verantwortung für die Journalisten. Wenn er dann nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt hat, könne es keine Lügenpresse geben.
Die Teilnehmer*innen wollten wissen, ob und welche Veränderungen die Anschläge auf das französische Satiremagazin Charlie Hebdo für seine Arbeit bedeutet haben. „Für die Besucher der Sendungen wurden Taschenkontrollen eingeführt. Früher konnte man da einfach so hereinmarschieren“, sagte er ohne zu zucken. In seiner sonstigen Arbeit fühlt er sich aber nicht beschränkt. Er meint: „ohne Zynismus kann man alles machen“.