Wie kann ich als Journalist*in erfolgreich sein? Um diese Frage ging es im Erzählcafe mit Rudolf Porsch von der Axel-Springer-Akademie. Er hatte ein paar Erfolgsrezepte mitgebracht.
Rudolf Porsch sitzt auf einem schwarzen Hocker im Infozentrum des Hauses der Geschichte. Seine grauen Haare fallen ihm in die Stirn und er lächelt freundlich. Beim Reden schneidet er mit den Händen durch die Luft, als wolle er jedes Wort unterstützen. Porsch ist stellvertretender Direktor der Axel-Springer-Akademie. Seit 15 Jahre bildet er dort Volontäre aus . Er weiß also, worauf die Jury bei Auswahlverfahren achtet.
Machen, was der Bauch sagt
Um ihn herum stehen noch viele weitere schwarze Hocker – besetzt mit Teilnehmer*innen der Jugendmedientage 2015 . Diese haben tausend Fragen: Was mache ich am besten – Journalismus studieren, ein Volontariat absolvieren oder etwas ganz anderes studieren? Wie mache ich im Vorstellungsgespräch auf mich aufmerksam?
Porsch weiß Rat: „Machen Sie, was Ihnen Ihr Bauch sagt. Das mache ich auch so und ich praktiziere es bei meinen Kindern.“ Sein Sohn wollte Automechaniker werden, obwohl das – laut Porsche – unter seinen Fähigkeiten lag. Doch er ließ ihn machen. Später kam sein Sohn doch zu ihm und fragte, ob sein Papa ihm ein Maschinenbaustudium finanzieren würde. Da er jede Aussage mit mindestens zwei Beispielen dekoriert, folgt gleich die nächste Geschichte: Porsche stammt aus einer Mediziner-Familie. Natürlich wollten seine Eltern, dass er Arzt wird. Doch das wollte er partout nicht. Also studierte er Jura. „Eine totale Pleite“, sagt er heute über sein Studium. Nach sechs Semestern brach er es ab und entschied sich später für ein Wirtschaftsstudium. Das war gut. Porschs Message lautet: „Ohne Herz und ohne Eifer bleiben die Erfolge aus.“
„Leute mit Qualifikationen setzen sich durch“
Trotzdem findet er ein Studium hilfreich. Ein Teil der Bewerber habe sogar promoviert, erklärt er. „Mit mehr Wissen sieht man mehr Dinge und hat ein differenzierteres Ausdrucksvermögen.“ Grundsätzlich lautet seine Erfolgsformel aber: Talent + Leidenschaft + ein bisschen Glück. Ob er trotzdem zu einem Studium rät? „Ja, ich würde Ihnen definitiv zum Bachelor und auch zum Master raten. Im Long Run setzen sich die Leute mit Qualifikationen durch.“ Porsche nimmt sich für jede Frage Zeit, beantwortet sie ausführlich, unterstützt seine Aussagen gestenreich mit Beispielen.
Niederlagen nicht hinnehmen
Das Wichtigste wiederholt er zum Schluss: „Niemals eine Niederlage hinnehmen, sondern immer nachfragen, woran es lag.“ Natürlich folgt noch eine Geschichte darauf: „Ich habe mal einen Job als Sportreporter nicht bekommen, also habe ich beim Chefredakteur angerufen und ihn gefragt, wieso. Der hat mir dann erklärt, meine Bandbreite sei nicht groß genug und ich habe nicht genug Tiefe, eigentlich schreibe ich nur über Fußball. Zuerst dachte ich: ,Du Arschloch!‘ Aber später merkte ich, er hatte Recht. Und heute bin ich dankbar für seine Kritik.“ Als er mit seiner Geschichte fertig ist, setzt er wieder sein freundliches Lächeln auf und blickt gespannt in die Runde. Noch eine Frage?