Etwa drei Milliarden Suchanfragen hat Google pro Tag – viele davon von Journalist*innen. Der Internetgigant will Medienmachern neben seiner Suchmaschine noch weitere Angebote schmackhaft machen. Isabelle Sonnenfeld stellt bei den Jugendmedientagen das Google News Lab vor.
Journalist*innen tummeln sich dort, wo es Informationen gibt:In der Kneipe, im Fußballstadion und im Internet. Recherchen per Suchmaschinen gehören auch weniger technikaffine unter ihnen zur täglichen Arbeit. Mit seinem News Lab gibt der Internetriese Google Journalist*innen ein Spektrum an Möglichkeiten, Daten zu nutzen und visuell aufzubereiten.
Wie das funktioniert, erklärt Isa Sonnenfeld auf den Jugendmedientagen. Sie leitet seit Anfang Oktober 2015 das Google News Lab für Deutschland, Österreich und die Schweiz. Zuvor war sie vier Jahre bei Twitter Deutschland für die Zusammenarbeit mit Verlagen, Journalist*innen, Startups und politischen Organisationen zuständig. Zentral bei ihrem neuen Job sei die Frage, wie sich Nachrichten nicht nur 2015, sondern auch in Zukunft denken lassen. „Wir glauben, dass die wichtigste Quelle für Informationen der Journalismus ist“, sagt sie. Und mit seinem News Lab wird Google wiederum für Journalist*innen als Quelle noch interessanter. Das Unternehmen will dazu ermutigen, Geschichten mit Daten und Karten zu erzählen. Als Beispiel hat Isabelle Sonnenfeld Grafiken des Jugendportals ze.tt mitgebracht: Eine visualisiert Google-Anfragen rund um Halloween. Das Ergebnis ist spannend: Allgemeines Interesse am Thema haben beispielsweise Menschen aus Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Nach Halloween-Partys aber wird vor allem in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen gesucht.
Wo in Deutschland wird Halloween gefeiert?
Auch lässt sich mit den gesammelten Daten von Google beispielsweise zeigen, welche Kandidaten im Verlauf von Wahlkämpfen oder einer politischen Debatte wie häufig gegoogelt werden. Google Trends zeigt bestimmte Muster bei Suchanfragen auf der ganzen Welt. Es eröffnet sich eine große Spielwiese für politische Analyst*innen sowie Journalist*innen. Mit My Maps hingegen kann Kartenmaterial visuell aufbereitet und mit eigenen Icons versehen werden. Mit Fusion Tables könne dann beides verbunden werden, erklärt Isabelle Sonnenfeld: Karten und komplizierte Datensets. Komplexe Tabellen lassen sich so grafisch aufbereiten und werden plötzlich lebendig und verständlich. Isabelle Sommerfeld lädt dazu ein, die vielfältigen Möglichkeiten auszuprobieren.
Spannende Informationen und neue Verantwortung
So gerne Journalist*innen Google nutzen, so kritisch hinterfragen viele von ihnen die Macht, die Google durch die Sammlung von Datenmassen anhäuft. So wird auch Isabelle Sommerfeld gefragt, wie das Unternehmen dafür sorgt, dass die Informationen nicht missbraucht werden. Die Google-Mitarbeiterin versichert, dass das Thema im Unternehmen eine große Rolle spiele, ohne genauer auf die Konsequenzen dessen einzugehen. Auf die Frage, was Google denn davon habe, solche kostenlosen Angebote bereitzustellen, erklärt Isabelle Sommerfeld, dass die Initiative dazu vor allem von Journalist*innen ausgegangen sei, die sich einen Zugang zu den Google-Daten gewünscht hätten. In anderen Bereichen verdiene das Unternehmen Geld, in diesem nicht.
Google öffnet seinen Datenpool für Recherchen, macht ihn damit transparenter und sich für Journalist*innen noch attraktiver und unentbehrlicher. Was mit diesen Daten geschieht, liegt jedoch in den Händen desjenigen, der sie auswertet, aufbereitet, und für die Öffentlichkeit zugänglich macht. Journalist*innen bekommen damit interessante Werkzeuge, spannende Informationen und vor allem: einen großen Berg an Verantwortung.