Mit Flüchtlingen kommen auch junge Menschen im Studentenalter. Viele wollen anfangen zu studieren oder ihr begonnenes Studium fortführen. Doch das stellt sie vor neue Hürden. Die Universität Kiron für Flüchtlinge gibt ihnen eine Chance.
Für junge Flüchtlinge ist es gar nicht so einfach, hier in Deutschland einen Studienplatz zu ergattern. Neben der Konkurrenz der anderen Bewerber und oftmals Sprachbarrieren, sind das größte Problem die fehlenden Papiere. „Eine Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten, kann lange dauern und wenn ein Flüchtling, der hier weiter studieren möchte, keine Unterlagen von seinen vergangen Semestern bei sich hat, liegen die meist zwar noch in der Uni der Heimatstadt. Für sie selbst ist aber es oftmals schwer an diese heranzukommen.“, sagt Nora Hauptmann. Sie stellt die Kiron Universität in der SocialBar im Kunsthaus sans titre e.V. im Rahmen der Zukunftstour Potsdam vor. „Der Name Kiron stammt aus der griechischen Mythologie. Kiron ist ein Wesen, das sich bewusst gegen Krieg und stattdessen für die Bildung entscheidet.“
Die Universität finanziert sich durch Förderer wie Firmen und Privatpersonen. Am 7. September 2015 startete die Crowdunding-Kampane. Und der Topf füllt sich. Bis jetzt haben 780 Unterstützer insgesamt 122.750 Euro gespendet. Gründer Markus Kreßler strebt eine Summe von mindestens einer Millionen Euro an. Für Deutschland wäre es das bis jetzt größte Crowdfunding für einen sozialen Zweck.
„Ich möchte endlich etwas tun“
“Ich habe mich viel mit Flüchtlingen unterhalten und ausnahmslos alle haben mir erzählt, dass sie endlich etwas tun möchten. Sie möchten lernen, sie möchten arbeiten, sie möchten nicht Monate oder sogar Jahre zum Nichtstun verdammt sein. Ich freue mich sehr, dass die Kampagne jetzt anläuft und wir bald richtig starten können”. Markus Kreßler kam mit seinem Freund Vincent Zimmer bei der Arbeit mit Geflüchteten die Idee, für sie eine Universität zu gründen. Für die meisten Flüchtlinge scheitert der Start eines Studiums oder das Weiterführen schon daran, dass ihr Aufenthaltsstatus noch nicht geklärt ist. Doch an der Kiron Universität ist das anders. Hier kann man ohne Papiere, Nachweise und Gebühren studieren. Die Student*innen müssen sich erst zum Studienabschluss ausweisen. Derzeit arbeiten 50 Mitarbeiter, davon nur zehn Vollzeit, daran, dass die ersten 1.000 Student*innen im Oktober diesen Jahres ihr Studium beginnen können. Seit April haben sich bereits 15.000 Interessenten für ein Studium gemeldet. “Wir haben mehr als 1000 Flüchtlinge befragt, welche Fächer sie am liebsten studieren würden. Wir möchten auf jeden Fall noch mehr Fächer anbieten. Das Geld ist aber vor allem wichtig, um die Universität am Laufen zu halten – denn bis zu den ersten Abschlüssen dauert es noch drei Jahre”, so Kreßler. Bis jetzt werden fünf Studiengänge angeboten: IT, Ingenieurwesen Architektur, Intercultural Studies und Business. Mit der Crowdfunding-Kampagne soll das Angebot vergrößert werden.
Studieren auf Weltklasseniveau für Geflüchtete.
Studiengänge gebührenfrei, ohne Papiere und auf internationalem Universitätsniveau: Kiron ist eine Onlineuniversität. So brauchen die Studierenden lediglich einen Computer- und einen Internetzugang. Auch das umfasst die Finanzierung. Viele geflüchtete Student*innen bringen ihren eigenen Laptop mit, den Rest versucht Kiron so gut wie es geht zu unterstützen. In Zukunft sollen auch Stipendien vergeben werden. Derzeit kann sich die Universität 1000 Student*innen leisten. Doch Kiron ist auf die Zusammenarbeit mit anderen Universitäten angewiesen. Sie konnte schon mit mehreren internationalen Universitäten Bildungseinrichtungen Partnerschaften abschließen. Student*innen im ersten Jahr legen den Studienabschnitt Generale ab und können aus allen angebotenen Studiengänge Onlineseminare wählen. Auch diese werden durch die Zusammenarbeit mit Partneruniversitäten angeboten. Im dritten Jahr transferieren die Student*innen fest an eine dieser Bildungsstätten und können dort ihren akkreditierten Studienabschluss absolvieren.
„Flüchtlinge haben alles verloren und mussten ihr bisheriges Leben hinter sich lassen. Ihnen durch Bildungsangebote die Chance zu geben, ihr Leben wieder selber in die Hand zu nehmen, ist nicht nur eine Frage der Integration, sondern auch der Würde und des Respekts.“ sagt Martin Rentsch vom Flüchtlingshilfswerk der Verinten Nationen (UNHCR) in Deutschland im Informationsvideo für Kiron. Was aus einer fixen Idee stammte gibt vielen jungen Menschen nun in Deutschland eine Zukunft . Bis jetzt ist Kiron die erste Universität dieser Art weltweit.
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