Digitale Welt – ein großes Thema, ein noch größerer Siegeszug. Hier ein Klingelton, dort ein leuchtender Bildschirm. Und ich bin mittendrin.
Meine Generation kennt es schon gar nicht mehr anders. Smartphones und Notebooks werden intuitiv bedient. Somit steht häufig die Frage im Raum: Geht es noch ohne digitale Medien? Analog? Oldschool? Wer hat denn noch nicht behauptet: „Natürlich könnte ich auch ohne!“
Um am eigenen Leib zu erfahren, wie tief meine digitalen Wurzeln reichen und wie naiv Generation Y auf ihre Technik vertraut, verzichte ich auf Handy und Laptop. 24 Stunden, die kurz klingen, aber digital ein Schwergewicht sind.
Um Mitternacht beginnt das Experiment. Den letzten Ton vorm Einschlafen gibt heute nicht mein Handy beim Ausschalten, sondern ein Buchdeckel von sich.
Am Frühstückstisch sind meine Augen nicht an hochaktuelle News, die neuesten Statusmeldungen meiner Freunde und Bilder ihrer Aktionen gefesselt, sondern wandern von der Tageszeitung in die sonnenbeschienene Natur. Dass die Nachrichten auf dem Papier genau genommen von gestern sind, stört mich bei dem Anblick nicht. Mein Schreibtisch bietet zwar herrlich viel Platz ohne Technik, jedoch vermisse ich beim Lernen fürs Abitur durchaus den schnellen Zugriff auf englische Vokabeln, physikalische Formeln und komplexe Graphen. Blättern ersetzt wieder das Klicken. Entschleunigung.
Der Entschleunigung begegnet Entspannung. Es stört mich niemand aus der virtuellen Welt, wenn ich es nicht will. Im Gegenzug erreiche aber auch ich andere deutlich schlechter. Wie viele Telefonnummern kenne ich auswendig? Zwei. Der Rest ist digital gespeichert. Umso mehr freut mich schließlich der Anruf, mit dem meine Abendplanung beschlossen wird. Bei unserem Foto-Trip berichten meine Freunde der Außenwelt, während ich den Moment genieße. Fokussierung.
Ich kann auch nicht immer ohne
Ohne die Ablenkung durch die mobilen Begleiter werden die Unterhaltungen intensiver. Denn neben Benachrichtigungen fällt auch das selbstgemachte Übel der medialen Unterhaltung weg. Keine süchtig machenden Apps oder sinnlosen Facebook-Videos rauben mir die Zeit. Intensivierung.
Das digitale Eremiten-Leben stößt leider schnell an seine Grenzen. Manch wichtige Info lässt sich nur noch über das Internet erhalten. Telefonketten sind out. Meinen Nebenjob übe ich gänzlich vorm Bildschirm aus. Und die Pflege sozialer Kontakte wird durch Smartphones erleichtert. Realisierung.
Fazit: Eine digitale Auszeit ist nicht nur gut möglich, sondern jedem nur zu empfehlen. Ob es wenige Stunden, ein paar Tage oder sogar Wochen sind, ist dir dabei selbst überlassen. Aber am Ende bleibt das Gefühl: Ich bin Herr über meine Vernetzung und nicht die Vernetzung über mich.
Freiheit.