Mangelnder Datenschutz, gläserner Mensch, Cyberangriffe – immer häufiger wird in den Medien über Probleme und erste Kinderkrankheiten der digitalen Revolution berichtet.
Mit den Schattenseiten der sogenannten Big Data hat sich auch Markus Morgenroth beschäftigt. Ich lerne ihn bei seinem Vortrag zu dem Thema „Digitale Welt – Fluch oder Segen“ kennen. Morgenroth weiß sehr genau wovon er redet, denn er hat beide Seiten kennengelernt. Zwei Jahre lang hat er im Silicon Valley an Programmen gearbeitet, mit deren Hilfe Daten zur Analyse von Unternehmensmitarbeitern gesammelt werden. Jetzt ist er Berater von Firmen und Institutionen, die sich genau vor dieser Art der Datenauswertung und vor Datenklau schützen wollen.
Markus Morgenroth ist 1977 geboren und damit 3 Jahre vor der Epoche der Digital Natives. Dennoch, erzählt er mir, fühle er sich als Digital Native, weil er die Eigenschaften besitze die Digital Natives ausmachen: Er ist sehr technikaffin, kennt sich mit den aktuellen Trends im Bereich Digital Media aus und ist zudem durch seine Jugendarbeit im regen Kontakt und Austausch mit Digital Natives.
Er merkt aber auch an, dass die junge Generation zu unbesorgt beim Umgang agiere und die Technik nicht hinterfrage. „Digitale Anwendungen wie Tinder und Snapchat werden genutzt, ohne dass dabei auf die Konsequenzen geachtet wird“, meint er und ergänzt: „Die Digital Natives geben bereitwillig ihre Daten preis, ohne Blick für die Folgen.“ Dieser Naivität im Umgang mit den neuen Medien versucht Morgenroth mithilfe von Aufklärungsarbeit vorzubeugen.
Platz für Privatsphäre
Den Vortrag, den ich höre, präsentiert er regelmäßig auch Jugendlichen und demonstriert so, welche negativen Folgen ein zu leichtfertiger Umgang haben kann. Ein Lösungsansatz, den Morgenroth in seinem Vortrag bietet: Datenschutz muss attraktiver werden. Das Thema dürfe bei den aktuellen Diskussionen um die digitale Revolution nicht als nervige Notwendigkeit unter den Tisch fallen, sondern müsse Mittelpunkt der Diskurse werden. Die Digital Natives müssen hierbei ihre Erfahrungen und Versiertheit mit der Thematik einsetzen und das Thema auch in Medien und Politik populär machen.
Am Ende des Vortrags entsteht eine Diskussion, bei der Morgenroth eine einprägsame Aussage trifft: „Kinder, die heute aufwachsen, werden mit dem Thema Privatheit nicht mehr viel anfangen können.“ Aber ist es das was wir wollen? Eine Gesellschaft der totalen Transparenz? Würde das nicht zu neuen Formen von Diskriminierung und Ausgrenzung führen?
Diese Fragen können wir jetzt vielleicht noch nicht beantworten; die digitale Welt verändert sich zu rasant. Wofür wir, die Generation der Digital Natives, und die Politik sich aber einsetzen sollten, ist eine Gesellschaft, die verantwortungsbewusst mit ihren Daten umgeht. Eine Gesellschaft, die eine digitale Welt erschafft, die menschlich bleibt und in der auch Platz für Privatsphäre ist.