Das deutsche Verwaltungssystem ist nicht gerade für seine Einfachheit bekannt. Wenn jugendliche Projektstarter einen Ort nutzen möchten, braucht es Genehmigungen, Läufe zu Ämtern und manchmal Papierkriege. Eine Umfrage unter den Teilnehmern des Jugendforums zeigt, dass alle Projektmacher mit Auflagen Schwierigkeiten bekamen, wobei Versicherungen, Lärmschutz und Bauauflagen bis zur Umsetzung die größten Hürden waren.
Dagegenlaufen oder Drüberspringen?
Stephanie Haury aus dem Bundesinsitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung kennt den Zwiespalt: „Wenn Jugendliche Gesetze nicht einhalten, bekommen sie ein schlechtes Image. Wenn sie an offizieller Stelle Forderungen stellen, haben sie allerdings nicht selten zuerst wenig Erfolg.“ Unsere anonyme Umfrage unter den Jugendbotschaftern zeigt, dass „Regeln brechen“ eine Möglichkeit bleibt, wenn es mit der ebenso genannten Strategie „mit einer Mischung aus Feingefühl, Kontakten zu Vermittlungspersonen und einer großen Portion Eigeninitiative“ eben nicht klappt.
Wenn es zu keiner Genehmigung kommt, planen die Projektmacher oft trotzdem weiter. Zur Not gehen Projekte sogar heimlich und illegal an den Start. „So läuft das halt“, bestätigt Anna (Name von der Redaktion geändert). Sie möchte lieber anonym bleiben. Ihr Projekt ist zwar inzwischen ein Vorzeigeobjekt für die Stadt, trotzdem schien der Verwaltung das Projekt der Jugendlichen lange Zeit ein Dorn im Auge zu sein. Heute bedauert man auf städtischer Seite, kein Eigentümer der Fläche zu sein. Das wäre nötig, um mit dem Objekt das Stadtimage aufzuwerten.
Umgehungstricks
Viele Initativen scheitern an Gesetzen. Doch sollten Gesetze nicht für den Bürger sein, nicht umgekehrt? „Die Erfahrung, dass etwas nicht funktioniert und dass beispielsweise irgendjemand eine Bank auf einen Gehweg gestellt hat, die dort nicht hingehört, muss von der Politik hinterfragt werden. Warum ist das passiert? Vielleicht wollen viele, dass da eine Bank ist. Wenn das so ist, ist es eine Pflicht, Gesetze anzupassen“, folgert Stephanie Haury.
Ein weiterer Trick ist es, das Projekt als Kunstobjekt anzumelden. Mit Kunst sind die Ämter in Hinsicht auf Lärmschutz und Versicherungsauflagen oft toleranter.
Diesen Weg sind Selbermacher wie Laura Bruns von den Züricher Skatern gegangen: Sie wollten einen Skate-Pool schaffen, doch viel Bürokratie behinderte das Projekt. „Als befahrbare Kunstinstallation“ wurde die Skateboard-Rampe schließlich bewilligt. Hürden lassen sich umgehen – meistens zumindest teilweise, wie die Umfrage von politikorange unter den Projektmachern des 6. Jugendforums Stadtentwicklung zeigt: