Eine Notausgangleuchte an der Wand weist den Weg – wohin eigentlich? Hier ist kein enger Korridor, kein schmaler Gang. Hier ist einfach nur nichts. Baulücke. Das grüne Licht ist wohl ein Relikt vergangener Zeiten, als hier noch ein Haus stand. Links und rechts renovierte Altbauten, eine der besten Lagen Potsdams. Dahinter eine Hauswand, an der die Lampe flackert. Davor Brachland, Bauzaun, kleine Büsche und junge Buchen. „Es war ziemlich verwildert hier, wir mussten ganz schön viel mähen“, erzählt Elena Arbter. Die 25-jährige und ihr Team vom Verein Localize veranstalten vom 12. bis zum 14. September in der Baulücke ein Kunst- und Kulturfestival. Das Festival widmet sich jedes Jahr einem bestimmten ungenutzten Ort, an dem dann Konzerte, Kunstprojekte und Kurzfilmscreenings stattfinden. Letztes Jahr diente der alte Potsdamer Hauptbahnhof als Veranstaltungsort, davor der trockengelegte Potsdamer Stadtkanal.
Ein trockener Kanal als idealer Ort
„Kanäle dienen eigentlich der Verbindung, doch hier ist das anders: Der Kanal stört den Fluss, er muss überquert werden“, erzählt sie. Denn der Kanal, der früher einmal durch die ganze Stadt führte, ist heute viel kleiner, an vielen Stellen unterbrochen und trockengelegt. Nur einmal im Jahr findet hier ein Bootsrennen statt, wofür der Kanal dann mit Wasser geflutet wird. „Thematisch haben wir uns an den Ort angepasst: Es ging damals vor allem um urbanen Kommunikationsfluss und Kommunikationsstörungen.“
Eine U-Bahn in Potsdam?
Und auch 2014 stand zuerst der Ort fest und dann kam das Konzept. Besonders ist in diesem Jahr, dass Localize auf einer kleinen Fläche stattfindet: Gerade einmal 240 Quadratmeter groß ist die Baulücke. Hinter dem Bauzaun steht ein großes Bauschild. „Bauvorhaben U-Bahn Station U 24. Hier entsteht: Der erste Schritt auf dem Weg zur unterirdischen Anbindung an die Hauptstadt.“ Dazwischen eine Grafik, wie der U-Bahnhof aussehen könnte. „Wie, hier kommt wirklich eine U-Bahn hin?“, lautet eine häufige Frage an das Festivalteam. „Nein, nein. Wir wollen aber dazu anregen, alle möglichen Konzepte durchzudenken“, erklärt Elena Arbter.
Mit Bäumen reden
An den Wänden links und rechts der Baulücke haben sich Graffiti-Künstler ausgetobt. Ein kleiner Rest einer Backsteinmauer steht noch, aber das ist alles. Das Haus wurde in den 80er-Jahren abgerissen. Das gelb-orange Straßenlicht erzeugt eine wohlige Atmosphäre, es ist ein lauer Spätsommerabend. Über der Baulücke der Sternenhimmel. In zwei Wochen treten hier Bands auf, dazu präsentieren Künstler ihre Installationen, Filmemacher ihre Kurzfilme. Die Hauptarbeit ist eine Installation aus Luftballons. „Die Arbeiten brechen mit dem rechteckigen Grundriss“, erklärt Elena, „und weil die Häuser nebenan so niedrig sind, wachsen wir mit der Kunst in die Höhe.“ Sie läuft über das Gelände und zeigt, wo was stehen wird. Hier die Bühne, da drüben eine Bar. Elena deutet auf die vordere Ecke mit den Bäumen. „Die integrieren wir natürlich in die Bar. Dann kann man mit den Bäumen reden.“