„Ihr habt Hass, wir haben Haltung”: Lichtermeer gegen Rechts in Berlin

Politik

Zehntausende Menschen setzen mit einer Großdemo ein Zeichen gegen den Rechtsruck, gegen die AfD und Friedrich Merz (CDU) als möglichen nächsten Kanzler. Aufgerufen hatte unter dem Motto „Wir stehen zusammen” ein Bündnis aus „Campact”, „Eltern gegen Rechts” und „Fridays for Future”.

Das Lichtermeer vor dem angestrahlten Brandenburger Tor. Foto: Meret Busch/Jugendpresse Deutschland e.V.

Am Samstagabend versammelten sich auf dem Platz vor dem Brandenburger Tor und der Straße des 17. Juni mehrere Zehntausend Menschen zu einem Lichtermeer. Die Initiator*innen sprechen von rund 100.000 Demonstrant*innen. Laut Polizei seien bis zu 35.000 Menschen vor Ort gewesen.

Ganz Berlin scheint auf den Straßen zu sein – Familien mit Kindern, junge Erwachsene, alte Menschen. Sie tragen mitgebrachte Kerzen, Lichterketten und selbstleuchtende Plakate. Campact-Gründer Christoph Bautz meldet sich zu Wort. CDU-Chef Friedrich Merz dürfe in Migrationsfragen nicht gemeinsam mit der AfD stimmen.

Ein Demoplakat richtet sich gegen die AfD. Foto: Meret Busch/Jugendpresse Deutschland e.V.

Die demokratischen Parteien müssten weiter an der Brandmauer gegen Rechts festhalten. Ansonsten folge im ganzen Land, so Bautz, ein „Aufstand der Anständigen”. Die Veranstalter*innen erinnerten an die bundesweit großen Proteste gegen die AfD vor einem Jahr.

Auch heute fordern viele der Demonstrant*innen eine starke Haltung gegen die in Teilen rechtsextreme Partei – auf vielen Plakaten war der Aufruf der gleichnamigen Kampagne „AfD- VERBOT JETZT!” zu lesen.

Die Vertreter*innen der Kampagne „AFD Verbot Jetzt“ fordern ein Parteiverbotsverfahren. Foto: Meret Busch/Jugendpresse Deutschland e.V.

„Unsere Haltung ist lauter” – Luisa Neubauer 

„Wer Feuer legt, der will es brennen sehen” begann die Klimaaktivistin Luisa Neubauer ihren Redebeitrag. Es sei wichtig, sich für den Erhalt unserer demokratischen Gesellschaft gegen den Rechtsruck in Deutschland zu stellen, so „als ginge es um alles, denn es geht um alles” sagte sie. Die Zivilgesellschaft und Politik müssten nun „Haltung zeigen, zeigen, wo die Brandmauer steht“, forderte Neubauer.

Demonstrant*innen bastelten selbstleuchtende Demoplakte. Foto: Meret Busch/Jugendpresse Deutschland e.V.

Die Rechte hält sie für gefährlich, doch sie wisse auch, dass ein großer Teil ihrer Macht von der Angst der Menschen lebe und ermutigte, sich nicht durch Rechtsextreme einschüchtern zu lassen. Diese hätten Hass, doch „wir haben Haltung”. „Ihr Hass ist laut, unsere Haltung ist lauter!”, skandierte Neubauer.

„Respekt ist zumutbar” – Carolin Emcke

Die Schriftstellerin und Publizistin Carolin Emcke rief anschließend zu mehr Anteilhabe auf. Es reiche nicht aus, zu sagen, wogegen man sei. Stattdessen müsse man handeln und verteidigen, wofür Bürgerrechtler*innen gekämpft hätten. Derzeit sei es unter Politiker*innen wie Javier Milei, Alice Weidel oder Donald Trump in Mode Freiheit mit Rücksichtslosigkeit zu verwechseln, dabei seien wir in einer Gesellschaft alle „wechselseitig verwundbar”, so Emcke. Sie forderte mehr Respekt füreinander zu zeigen. Respekt sei zumutbar, immer.

Ein Bündnis aus „Campact“, „Eltern gegen Rechts“ und „Fridays for Future“ riefen unter dem Motto „Wir stehen zusammen“ zur Demo auf. Foto: Meret Busch/Jugendpresse Deutschland e.V.

Nele Techen vom Deutschen Gewerkschaftsbund sagte, die AfD instrumentalisiere die Sorgen der Menschen. Arbeitnehmer*innen könnten sich von der AfD keine Verbesserung erhoffen. „Nicht bei den Steuern und nicht bei den Löhnen“, weist Techen auf. Zudem sei die Demokratie das Fundament von Arbeit und Wirtschaft, weshalb die Gewerkschaften, wenn es um den Kampf gegen Rechts gehe, immer in den vordersten Reihen stünden.

Die Großdemo begann um 16 Uhr mit einer Familiendemo, anschließend folgten Redebeiträge und Musik-Acts wie die Band Milky Chance. Gegen 18:30 wurde die Versammlung schließlich beendet, bis kurz vor sieben hatte sich der Großteil der Menschenmenge aufgelöst.


Dieser Artikel ist im Rahmen der offenen Redaktion entstanden. Bei Fragen, Anregungen, Kritik und wenn ihr selbst mitmachen mögt, schreibt uns eine Mail an redaktion@jugendpresse.de 

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