Big Data und Künstliche Intelligenz – wie die Jugend davon profitieren kann

Am 22. Mai fand der zweite von insgesamt vier Vorträgen der #jungunddigital-Reihe des Landesjugendrings NRW statt, dieses Mal ging es um Big Data und Künstliche Intelligenz. Vertretende verschiedener Jugendverbände waren eingeladen, um gemeinsam über das Thema zu diskutieren. Zita Hille und Julia Fedlmeier waren dabei und verschaffen einen Überblick.

Was sind meine Daten wert? Die Teilnehmenden sind sich dem bewusst, doch das reiche nicht.

Amazons Sprachassistent Alexa, personalisierte Werbung an jeder digitalen Ecke und die Sorge, dass das eigene Smartphone mehr über einen weiß als man selbst: Künstliche Intelligenz und Datenspeicherung im großen Stil machen unser Leben zwar einfacher, aber uns als Menschen auch gläserner.

Mit diesem Thema beschäftigt sich auch Dr. Andreas Bischof, Dozent an der TU Chemnitz. Dieser sprach in seinem einführenden Vortrag in Essen von „Black Box Algorithmen“ und zeigte anhand dessen auf, wie man in großen Datenmengen durch bestimmte Abläufe Gemeinsamkeiten entdecken kann. Als Beispiel nannte er eine Schule in China, in der eine spezielle Kamera installiert wurde. Diese scannt alle paar Sekunden die Gesichter der Schülerinnen und Schüler und ordnet ihnen auf Grundlage von Algorithmen fünf verschiedene Stimmungen wie beispielsweise fröhlich, traurig oder frustriert zu. Das diene dem Lehrpersonal als Feedback-Tool, ermögliche aber auch, den Lernenden Verhaltensnoten zu geben. An diesem Punkt stelle sich jedoch auch die Frage, ob die Nutzung dieses Systems überhaupt erstrebenswert sei. In der Kritik steht vor allem, dass die Verwendung der Kameras bisher nicht nachweislich zu einem verbesserten Lernprozess der in dem Raum befindlichen Schüler und Schülerinnen geführt hätten. Weniger umstritten ist, dass es die Aufmerksamkeit der Kinder fördere, ebenso das Denken: Man müsse sich steinerne Mienen antrainieren, um gute Noten zu erhalten.

Dr. Andreas Bischof von der TU Chemnitz wurde hier nur von einer normalen Kamera fotografiert.

Netflix weiß Bescheid

Der zweite Vortrag wurde von Katharina Nocun gehalten, Netzaktivistin und Bloggerin, bekannt unter dem Namen „kattoscha“. Sie referierte über Privatsphäre in der Jugend und dass Daten viel mehr wert seien, als uns allen eigentlich bewusst ist. Für ihr Buchprojekt „Die Daten, die ich rief“ hat sie bei großen Unternehmen wie Amazon oder Netflix nach ihren eigenen Datensätzen gefragt, die sie nach dem monatelangen Wechsel von E-Mails schließlich zugeschickt bekam. Dabei stellte heraus, dass die Großunternehmen deutlich mehr von ihr wussten, als sie eigentlich erwartet hatte. Beispielsweise habe Netflix genaustens gespeichert, wann und von welchem Ort sie eine Serie pausiert oder zurückgespult hatte. So könnten besagte Streamingdienste zum Beispiel nachverfolgen, welche Szenen bewusst wiederholt angesehen wurden. Über ihre Amazon-Daten konnte Nocun genau rekonstruieren, wo sie sich zu welcher Zeit befunden hatte – bei ihren Eltern, im Urlaub oder auf der Arbeit. Sie stellte bei ihrem Vortrag aber auch in den Raum, ob anhand der Klicks durch den Clickstream tatsächlich ein realitätsgetreues Abbild der persönlichen Präferenzen erzeugt werden könne: Aus Recherchezwecken google Nocun zum Beispiel häufig nach Menschen, die mit der AfD sympathisieren, was Amazons Algorithmen auf eine falsche Fährte führe und ihr Kaufvorschläge mache, die nichts mit ihrem persönlichen Geschmack zu tun haben.

Katharina Nocun, Netzaktivistin und Bloggerin, war schockiert über den Umfang der ihrer bei Großunternehmen gespeicherten Datensätze.

Bewusstsein als erster Schritt

Die Frage, wie viel man von sich preisgibt und wie stark man durch den Staat, etwaige Institutionen und Unternehmen „überwacht“ werden will, beschäftigte die Teilnehmenden auch bei den anschließenden Diskussionsrunden. Diskutiert haben sie vor allem über mögliche politische Forderungen zum Thema Datenschutz, es wurden aber auch Überlegungen darüber angestellt, wie man das Bewusstsein über den Verbleib seiner Daten noch stärker in der Medienpädagogik verankern könne. Natürlich kam auch die Frage auf, was Big Data und KI eigentlich mit einem selbst als Individuum zu tun haben. Zu einem endgültigen Ergebnis dieser Diskussionen kamen die Teilnehmenden nicht, aber einigten sich zumindest darauf, dass bereits die Aufklärung von Jugendlichen über einen verantwortungsvollen Umgang mit Daten zu einem reflektierteren Nutzungsverhalten anrege. Vielleicht, so resümieren sie, ist der erste Schritt ja sich bewusst zu werden, wie viel die eigenen Daten eigentlich wert seien und was es bedeute, Spuren im Netz zu hinterlassen.

Die nächste Veranstaltung zum Thema „Jugendkultur digital und Mediennutzung: Wie wir neue Medien für unsere Arbeit einsetzen können“ findet am 8. Oktober in Essen statt, erneut im Haus der Technik.

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